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mer. In dess bekompt im ein klainer hundt entgegen, der ball in an. Das mogt er nit leiden. Wie er aber im ganz nachent, do ergreift er in mit dem ainen fueß, fast in darauf, nimpt damit den schwank und schwenkt in über sich

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uf den hohen stuel, das sich menigclich seiner sterke verwundern muest. Das hat sich auch an dem beschaint, daz im kainer nie hinzogen hat. Aber zu den kleinen hündlin und mistbellen hat er ein besondere feindtschaft, ließ sie zum oftermls erschiesen und in was weg er sonst iren mögt

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abkommen. Bei wenig jaren vor seinem absterben do widerfuer im ein lecherliche handlung. Under andern dienern, die er domals het, war einer, genannt Enderle Schmidt; der war von Mengen und ein fürbindiger gueter reuter. Er war ain guter schmidt, darneben aber ain solcher unnutzer

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mentsch, dem zu reden nichs zuvil. Nun begab sich eins mals, das graf Gottfridt etlichen seinen dienern von wegen eins unschicks scharpf zuredte und sie irer varlesigkait halb übel schalte. Wie das dem Enderle fürkame, liefe er sich vor allem gesindt merken, waver im sein herr also

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zureden, würde er das nit verguet haben, sonder im auch ain latein sagen, das er in ein andermal zu friden würd lasen. Das kam in ainer kürze für, wie anders mere, und wiewol der graf des schmids unnutz maul wol erkante, auch derhalben sich destoweniger zu einigem zorn bewegen wolt

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lasen, nochdann name er im für, solche trewwort dem schmidt zu undersagen. Nun het er ein kirchgang userm schloß gebawen biß in die pfarrkirchen; der war uf dem boden von holzwerk gemacht und gedeckt, aber die rigel am gang waren noch offen und nit eingemauret. So war

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der gebrauch, das alle seine diener, wover die nit sonders zu schaffen im innern schloßhof, uf ine, so er zu kirchen gieng, warteten. Sie giengen dann mit ime biß zu der kirchen, da konten sie dann wider hinauß komen. So es dann mit gotzdienst ein ort, so kammen die diener und

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warteten wider biß in das schloß. Das war also der deglichs process. Wie nun der alt herr morgens zu kirchen gieng und die diener ufwarteten, do kerte er sich umb, sprechendt: «Es langt mich an, ewer ainstails trewen mir und sagen, waver ich inen ires gefallens nit zusprech, sie

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welten mir ain latein ufgeben, das ich sie ein ander mal zu friden ließ. Nun wellte denselbigen grewlichen und erschrockenlichen man gern sehen, was er doch für ein antzlüt,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_181.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)