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darab sich menigclich verwundert und schier ein unglaublich ding ist. Das gieng also zu. Er solt mit seim herren, graf Göttfriden Wernhern, von Oberndorf hinreisen; so spait in aber maister Petter Keufelin, der pfarrer. Das verdroß

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Kolben so hoch, rant dem pfaffen nach. Der flohe in die kirchen zu s. Micheln zu dem nebenthürlin hinein und vermaint sicher zu sein. Aber Kolb ime hinnach und mit dem ross, auch des alten herren regenmantel und grosen wetzger, das er am satel fürt, zum klainen thürlin hinein. Wie er

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zu der kirchen wider herauß wolt, muest er das ross an der handt daselbs wider heraußziehen. Welcher die gelegenhait sicht, wurt sich dessen nit wenig verwundern, man vermaint, es hab in der böss gaist prostigiose hinein gepracht. Nach des alten herren, graf Gotfrid Wernhers, absterben

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ist diser Kolb bei graf Frobenio bliben, und wiewol er ein wunderbarlichs mendle, auch zu zeiten ein rechter meutmacher under dem gesündt, der alle ding beredt und dem selten was recht war oder im nach seinem sinn gieng, iedoch ließ man in geniesen seins alters, auch das in die

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alten herren uferzogen hetten und vil jar iren diener war gewest; zu dem sein vatter getrewlich einest het zu der herrschaft gehalten. Das waren die ursachen, darumb im also wardt durch die finger gesehen. Er ist sein lebenlang hernach bei der herrschaft bliben und anno 156 . . zu

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Mösskirch gestorben. Alters und gesundthait halb het er noch lang leben künden. Als er aber mit seim herren, graf Frobenio, uf ein fürstenbergischen heiratstag geritten war, geen Villingen am Schwarzwaldt, het er daselb heftig gedrunken. Also schickt in sein herr widerumb haim, damit er bösser

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wart mecht haben. Aber het er zu Villingen heftig gedrunken, so drank er daheim noch mer, bevorab den sterkesten wein. Damit erzünt er sich so gar, das im nit mer mocht geholfen werden, sonder starb in wenig tagen dahin. Got helf im und uns allen!

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Aber das ich widerumb uf graf Gottfridt Wernhers sachen kom, so begab sich, das graf Friderrich von Fürstenberg mit Hannsen vom Stad umb das stetle Möringen und seiner zugehörde hievor in keuf sich eingelasen. Dieweil [1093] aber Hanns vom Stad, ehe und zuvor der kauf

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allerdings abgeredt, mit todt abgangen, do entstunden zwischen dem graven und den erben allerhandt missverstende. Zu hinlegung deren verainigten sie baiderseits sich uf vier von


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_154.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)