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wepnen. Ains mals, wie vatter und muetter nit im haus, hat der knab den ringkragen angelegt, ist damit under das fenster gangen und zum laden hinab mit den kindern an der gasen gespracht. Also hat das panzer anfahen rutschen

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und ie lenger ie mehr sich zugewinen, das der knab nit vermerkt. Letstlich hat es in also überwogen, das er mit dem ringkragen an die gasen hinabgefalen; hat im doch am leben nit geschadt, auch kain glidt zerfallen. Man vermaint, die wüst gassen und das panzer haben ime den fahl

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zerbrochen und beim leben erhalten. Sollich fallen der kindt beschicht vil, das ein wunder solte nemmen, das iren sowenig zu todt fallen. Aber es beschicht etwa wunderbarlich, auch zu zeiten durch mitel, das die kinder in irer jugendt von iren engeln und hüetern bewart werden. Also

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ist eins burgers von Mösskirch, genannt Simon Eberlins, sone, Baschian genant, hoch zu eim fenster hinab in Lude Wiltmans haus under etliche schuch gefallen, aber es schuede im auch nit, sonder es hielten im die schuch den fahl uf. Derselbig knab ist unlangs darnach zu Mösskirch in ain mang

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kommen und hat vor fürwitz die ein handt under die mang gelegt; do hat sie im die selbig aller zerknischt. Noch hat es im auch nichs geschaden und ist, als er erwachsen, zu einem erbarn priester gerathen. In des alten Sparvöglis haus am mark zu Mösskirch do ist vor jaren des Jacoben

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Maienbrons sone, Damian, auch oben zum fenster hienauß uf die gassen herab und ohne schaden gefallen, zugleich wie anno 1564 eim burger, Jörgen Stutzenberg, sein kindt, ein döchterle von dreien jaren, auch zum fenster uf die gassen herab gefallen, ohne alle verletzung. Aber über das alles

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ist ein fal zu Mösskirch beschehen bei zehen jaren, im alten spital, darab sich zu verwundern. Es ist ein kleins döchterle von vier jaren im spital gewesen, das man umb Gottes willen darin erzogen. Das hat sein brueder, ain landtfarer, zu Messkirch sitzen lasen, hat sich von ime verstolen. Es hat

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nit kinden sagen, waher es sei, dann allain, das es Durle haiß; also hat mans in spitel nemen müesen; darin ist es erzogen worden. Uf ein zeit, als die spitlmaistere iren gescheften nachgangen und das kind in der obern stuben beschlossen, da hat das kindt zum fenster auß gegen der

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Ablach hinab ins grüne gesehen und hat sich so begirig und weit ins fenster hinaußgelegt, daß im zu letst das haupt überwegen, ist hinab uf den wasen am wasser gefallen, ob


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_129.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)