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hat er sich dann wider erbitten lasen, das er bliben. Kainer hat ine zu Costanz mehr ufbringen kinden, dann Reinhart von Homburg, so zu Steußlingen saß und vil geen Costanz wandlete. Von dem mocht oder wolt der doctor nichs

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verguet haben. Der bemelt Reinhart macht in zum oftermal so zornig, daz er sein selbs vergaß und nit wuste, was er thette oder womit er umbgienge. Wie er aber von Costanz ie abschaiden oder villeucht lenger nit verharren kunte, do wolt er sich mit dem grafen zum nachtessen letzen, was

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beschach, zugleich auch wie zum schlaftrunk. Nun het aber der doctor den starken Merspurger so wol versucht, das er kain verstandt mehr und anfieng zu sawledern und unfletig zu sein. Darab het der graf ain sollichs misfallen, daz er in eim zorn ein zinin fleschen erwüscht; die schlueg

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er dem doctor an kopf, das im das bluet abher rann. Die diener fürten den vollen doctor, der das trunken ellendt wainte und sich übel gehuebe, zu bet. Gleich wardt nach eim barbierer geschickt; der muest in verbünden. In der nacht, als der graf den wein außgeschlafen, wardt er

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bedenken, daz er den doctor also geschlagen, fordert eilendts sein hausgesindt für sich. Denen allen befalch er, den doctor zu berichten, wie sorgclich er am abendt darfor die stegen wer hinab gefallen. Morgens in aller früe erwacht der doctor und befandt sich übel. Er fragt die, so bei im in der

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cammer lagen, wie im beschehen und wer im dise wunden ins haupt het geschlagen. Do wardt er von inen allen und nachgendts vom grafen selbs bericht und dahin beret, das er nit anders glaupt oder wuste, dann er were also gefallen. Er blib diser wunden halb noch ein tag oder etlich zu

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Costanz. Darnach schiedt er ab. Deselbigen jars ist er gestorben, das er nie den grundt, waher im diese wunden kommen, erfaren. Es haben die spannischen rauden im ein soliche letzin gelasen, das er dessen doch letstlichen sterben müesen. Ab seinem absterben ist dem domdechant und

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seinem brueder zu Costanz, auch vil andern gueten herren und gesellen ganz laidt beschehen. Got verleihe im und uns allen sein genadt!


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_082.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)