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herrn doctor beger. Dieweil er aber die baidt grafen under augen nit sehen künden, die er doch sonst wol gekent, sonder auch nur den ain zum halben tail vermerkt, hat er gleich vermaint, es sei villeucht der nachpurn einer,

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derhalben er bedacht, von unnötten sein, dem doctor im badt sollichs zu berichten, und ohne weiter fragen hat er die hausthür geöffnet. Wie baldt er aber den domdechant und sein brueder ersehen, ist er über die masen übel erschrocken, hat die thür eilendts wider zuschlagen und den doctor

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verwarnen wellen. Aber die baidt herren haben uf die thür trungen, das sie doch ins haus kommen sein. Wie nun der knab sicht, das er die thür nit verhalten, verlast er die, lauft eilends der stuben zu. Es het aber der doctor den tumult an der thür gehört, derhalben wol besorgt, es gieng

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nit recht zu, sonder möchte unversehenlich überfallen werden. Derhalben muest die magt eilends also nackendt user dem badt. Die het uß der stuben ein heimlichen schlupf hinuf in die cammer; do verbarg sie sich in eim bet. Nichs destoweniger aber in solcher eil het sie der pantoffln

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vergessen und stunden die nassen fußtritt in der stuben gegen dem haimlichen thürlin und steglin gericht. Gleich wie die magt darvon gesprungen, so kommen die herren in die stuben. Der doctor erschrickt, bitt sie umb verzeihung, das sie ine also finden, mit bit, was sie also kommen und

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begern. Hierauf sprücht der domdechant: »Herr doctor, ir wissen, in was langer kuntschaft und altem vertrawen wir von vil jaren her gewesen. Dieweil aber iezmals verhanden, daran euch ewer ehr, gefierdt und anders gelegen, haben wir baidt nit underlasen künden, euch was, so vor eim [1047]

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domcapitel heutigs tags fürkommen, ohne verzug fürzubringen, dess wir auch bevelch haben und darum allain und ohne unsere diener von eim domcapitel zu euch sein abgesandt worden, und ist uns solichs alles in trewen mer, dann laidt.« Wie der doctor solliche wort, die mit allem ernst und ohne

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gelechter oder schimpfwerk ußgesprochen, hört, erschrickt er, wie billich, begert doch, underthenigclichen zu vernemmen, was seinethalben fürkommen. Darauf sprücht der herr domdechant: »Herr doctor, es hat ungefärlich bei einer halben stundt ein ersamer rath alhie zu Straßburg ein

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potschaft für ein domcapitnl verordnet; die haben anzeügt, das ewer ungepürliche und unerbare haushaltung und leuchtfertigkait mit den unzüchtigen frawen oftermals fürkommen,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_079.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)