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Mösskirch nach langem geholfen); wie nun solch frölin in solcher not von der priorin ermanet wardt, ir schwester zu besuchen, wolt sie doch kain fueß für die closterschwellen herauß ins gasthaus setzen, damit sie iren aidt steif hielte.

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Also machen inen die mentschen sünd und gewissen, da nichs ist, und dargegen da die grösten sünde, deren thuet man nichs oder doch wenig achten. Aber in der grösten not zu Wildenstain kam es dahin, das sich der alt herr des überzugs genzlichen versahe, derhalben er neben anderer

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notwendiger fürsehung sein böstes von gelt und klainatern in ein bullen thette. Das gab er seins jungen vettern gemahl, der grefin von Eberstain, zu behalten. Damit, wie es gieng, vermaint er, es were bei ir als eim weibsbildt sicherer, würde ir auch münder entwert oder genommen

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werden. Also, wie die gefahr und die sorg am grösten, do brach der von Haidegk mit seinem kriegsvolk unversehenlich uf und zoge dem Algew zu. Also warde der alt herr diser gefar wider alle sein hoffnung erlediget. Graf Friderrich von Castel ist hernach könig Heinrichs von Frankreich

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hauptleut ainer gewest und im dreißigisten jar seines alters in eim scharmützel vor Diedenhoffen den 15ten Septembris in obermeltem 1552isten jar erschossen worden. Ligt zu Metz begraben. Aber grave Gotfridt Wernher blib nach des von

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Haidegks abzug nichs destoweniger denselbigen sommer und herpst mit aller haushaltung zu Wildenstain. Mitler weil und der alt herr daselbs, do war herr Jacob Dreher pfarrer zu Wildenstain. Der kam alle feirtag und het mess alda, aber die predig het er allwegen uf ein zedel geschriben und

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recidirt die ex scripto. Das vernam die purs zeitlich, darumb wardt im einsmals der zedel verborgen. Wie er nun nach dem offertorio denselben sucht, den aber nit fandt, iedoch predigen muest, sprücht er: »Ich solt euch heut predigen, so ist aber ganz haiß wetter dussen und last sich

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nit studiern, darumb last uns den allmechtigen bitten« etc. Es wardt haimlich ein groß gelechter darauß. Bemelter pfaff war auch gewon, da im seine schuldner zu seim altar kamen und opferten, daz er zu zeiten von inen die schuldt anfordern [1038] dorft. Sonst begaben[1] sich zu Wildenstain


  1. Sonst begaben sich] bis weichen [64, 23] abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania I, 335—336 und 336, anmerk. 120.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_063.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)