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nit gewesen. Hat auch mit im in schimpf und ernst reden lassen, daran er mich vil an den großmechtigen kaiser Augustum gemanet.

Im nechsten jar hernach, als der jung grave Wilhelm

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von Zimbern geborn, nemlich anno 1550, hat sich ain erschröckenliche und der gedechtnus würdige sach in der herrschaft Mösskirch begeben. Es ist der zeit ain handtwerksman, ein schneider, zu Rordorf gesessen, genannt ...; der ist etliche jar darvor hinder ein dürnen im dorf kommen,

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wie manichem gueten gesellen mer beschücht, genant der Hudel. Derselbig Hundel[1] soll diesem schneider, wie man sagt, vergeben haben, nit waist man, ob das von liebe wegen oder user neidt beschehen, dann er ist unbesint worden und in solicher unbesinten, unsinigen weis etliche jar

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umbher gangen, das in menigclich entsessen. Zudem die mair besorgt, er megte etwan feur einlegen oder sie anderer gestilt beschedigen und in leiden und nott bringen. Ich hab vilmals gehört, das seine nachpaurn und bekannte vermaint, es seie im von obgedachtem Hudel katzenhürn zu esen

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geben worden. Darneben hat sich der gedacht Hudel so unerbar im dorf gehalten, das sie von einer obrigkait nit weiter hat künden gelitten werden. Sie ist ins Elsäs und das Breisgew kommen, wie dann solches unnutzen volks letste zuflucht in dise lender, darin sie mit müeßiggang und

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faulem leben sich erneren, zu zeiten auch selbs noch mer unglücks anstiften. Aber der schneider ist nichs destoweniger zu Rordorf bliben und hat, wan der mon oder das wetter sich verkert, ein seltzame, wunderbarliche weis gefüert, wie dann solcher leut art ist. Letstlich aber hat er die abenteur

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so grob gemacht, das die pauren gemainlich für den alten herren, graf Götfriden Wernhern, kommen und dem solch ir anligen clagten und rath begerten. Der graf bevalch, man solt ine einlegen und, damit niemands beschediget, in eisen verwart halten, iedoch ime sonst kainen mangel lasen,

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darbei im zusehen, ob es umb in bössern oder wie im weiter zu thuen. Die paurn griffen zu im und wardt im messnerhaus daselbs, allernechst der kirchen, in die eisen gelegt, auch von zwaien so tags so nachts verwaret. Solche wacht gieng under den mairn und taglönern umb und wardt

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umgewechslet. Das weret vast bei eim halben jar. Er kam


  1. Hundel] verächtlich (hund) für Hudel,
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_053.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)