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Sie hat sich in irem dienst zu Mösskirch erlich und wol gehalten, auch dermasen gedienet, das sie hernach noch zwai frölin zu Mösskirch, namlich das frölin Kunegundt und das frölin Leonor, hat gesauget. Kurzlich darvor, ehe sie zu

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Mösskirch angenommen, ist ir ein gueter schwank widerfaren, den ich ir gleichwol zu kainer schmach oder ainichem nachtail, sonder allain, dieweil ich mir fürgenommen, mancherlai zu beschreiben und das sollichs alles warhaftigclichen also beschaffen, alhie inserieren wellen. Sie hat ain alten

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mann gehapt, bei dem sie gleichwol vil armuet sich erleiden müesen. Nun ist der zeit ain pater oder beichtvater von Salmansweil zu Waldt im closter gewesen, genannt herr Bartholme Kobolt, welcher die closterfrawen daselbst providirt. Derselbig bauchvatter war ain wilder brueder und

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der dritten regel des lieben hailigen sancti Sileni, und so er zu der adern liese, pflag er gemainlich guet schweinebraten bereiten lasen und fraß alsdann ein grose somma wurst. Auch so er badet, küelet er sich in aller hitz in aim grosen casten mit kaltem wasser und thet alles, das sein

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gesundthait und langes leben megte verkürzen, alsdann auch hernach beschehen. Ains abends spat het bemelter münch Koboldt dise Katharinam spat zu sich in die badstuben zu Waldt beschaiden, da wolten sie ain guets müetle haben. Er pracht uf die bestimbt zeit ein guete fleschen mit wein,

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alsdann die patres zu Waldt sonderlichen mit gueten wein und in aller fülle wol werden ußgemest; so bracht sie bachen fladen. Wie sie ainandern zugesprochen und ein kleins mit ainandern ersprachten, do wardt dem münch das eisen ganz hitzig und wolt daran. Nun ist zu wissen, das

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die closterfrawen zu Waldt dozumal ain wagenman oder furman hetten, hieß der Kriesenman. Dessen schwester son, ein junger knab, pflag des closters kelber hüeten. Der het so oft hievor von den kelbern verloren, das im sein äni getrewt, wover im solicher unfleis mer fürkommen, so welte

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er im nach vorteil wol erstreichen. Het sich aber eben selbigs tags gefüegt, das der knab abermals zwei kelber uf der waidt verloren; darumb kam er traurig und schwermüetig uf den abendt wider heim, dorft sich nit sehen lasen, besorgendt, sein äni würde in wol erbelzen. Derhalben ohne

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geschicht verbarg er sich in die lere badtstuben und schlüef in dem unmuet vor forcht für sein nachtessen. Uf die bestimbt zeit kam der münch mit seiner fleschen mit wein


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_007.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)