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denselbigen tag ganz frölich gewest. Das ander dubium, ob er sich ohne geferdt umbgebracht, als da er ein bloß meser unfürsichtigclich in der handt getragen, wie er zum esen gangen und darein gefallen wer, welches doch sie alle

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nit kündten erachten also beschehen sein. Also wardt noch der dritt weg verhanden, das er ermürdet worden. Darumb wardt beschlossen, das die von Speir, seitmals das factum in eins burgers haus fürgangen, fleißige und noch mehrere erkundigung thuen solten. Solchs beschach durch den

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burgermaister und etliche verordnete des raths, dann es warden alle personnen im haus beaidiget. Do fandt man ime noch ain stich vornen in der prust. Aber die examinirten personen sagten nit weiter, dann wie oblaut. Es het der cammerrichter, auch die herrn beisitzer gern gesehen,

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gleichwol sie nit darauf trangen, das die personnen ob der leich mit angreifung[1], wann sie den aidt gethon, examiniert weren worden. Aber dieweil die von Speir nit ernstlicher oder mer darzu thuen wolten und dann das cammergericht inen das examen haimgesetzt, do hat der cammerrichter den

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cörpel nach christenlicher ordnung zu S. Bartholomeo in das geweicht begraben lasen. Darbei ist es bliben, das nichs weiters hernach gevolgt ist. Nichs destorweniger aber so ist dem gueten Moritzi Müller[2] nit geholfen gewest, der hat sein leben in böstem alter und gesundthait verlieren

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müesen.....[3] Uf ein zeit hat die kaiserlich Majestat graf Wilhelm Wernhern, den cammerrichter, und den landtcomenthur von Alschussen, war ein edelman von Reischach, herr Wernher genannt, ein commission samentlichen zu verrichten zugesant.

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Also, wie gepürenlich, hat die graf Wilhelm Wernher angenommen und in nechster vacanz darnach derohalben zu dem landtcommenthur geen Alschausen geraist. Nun hat der landtcomenthur ein doren gehapt, ist ein lediger von Reischach gewest, Hanns genannt, der ist von jugent uf zu

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Alschussen erzogen worden und ist ime vor jaren ein leibgeding alda erkauft. Der hat sein bevelch gehapt, das haus


  1. mit angreifung] es ist damit das bahrrecht gemeint. Wenn der thäter unbekannt blieb, so ließ man die verdächtigen an die bahre treten und den leichnam berühren, im glauben, daß er bei annäherung des schuldigen zu bluten beginne; s. oben II, 473, 24 und anmerk. dazu.
  2. Müller] heißt oben [s. 595, z. 4] Rietmair.
  3. müesen] darauf folgt in der hs. eine lücke von vier und einer halben linie.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 596. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_596.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)