Seite:De Zimmerische Chronik 3 561.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


ungen war gewesen, darum im auch nit wenig angsten thette, wie er sich bei so verstendigen und erfarnen leuten halten welt. Nun gaben im die von Lewkirch ein ainspennigen knecht zu, der gemainer statt lang gedienet und ain groser

5

spaivogel war, hieß Thoma Frick. Wie nun diser ainspenniger sampt seinem zunftmaister uf den weg kam und der stat Ulm schier sich neherten, do erkamen inen etliche uß der stat; die sagten uf ir anfragen, das ein grose herrschaft in Ulm were und gar nach alle herbirgen beschlagen. Als

10

das der zunftmaister vernam, do bestand ine ain grose forcht und entsitzen und besorgt, seitmals er bei solichen höflichen und geschickten leuten vormals nit gewesen, er würde bei inen ein solecismum begahn. Darumb sprach er seim knecht zu, mit beger, seitmals derselbig hievor zum oftermals bei

15

solichen wehen und hochen leuten gewesen, das er im die fürnembsten generalia und hofzuchten, an der taffel gepreuchlich, nit welt verhalten, sonder ine mit allen trewen underweisen; erpott sich damit gegen ime vil guets und wie er das und anders gegen seinen herrn zu der widerhaimkunft

20

rümen, auch in ander weg umb in beschulden welt. Der gespaivogel gestalte sich ernstlich ab der rede und verhieß dem zunftmaister alle dienstbarkait, sagt im auch in sonderhait, dieweil sie baide villeucht die newesten gest würden sein in ir herberg, so würde sich in allweg gepüren, das er,

25

der zunftmaister, zu vorderst mit eim gueten wetzstain und messer an der tafel gefast were, damit er zu anfangs des nachtmals das messer geschwind ob disch wetzen und dann den andern herren fürlegen könte, und das also under den herren gebreuchlich, die sich also geselligclich mit ainandern

30

hielten, das könt kainer dem andern nichs verderben. Sollichs kunt er dem zunftmaister mit so ernstlichen geberden und ainer sollichen gratia fürmaln, das der guet man das glaubt. Wie sie nun in die stat und die herbirg kammen, do kauft der knecht seim zunftmaister ain geschmeidigen

35

wetzstain. Indess nehert sich das nachtmal, satzt sich zu disch und fieng an essen. Wie man aber das flaisch bringt, so ist mein grobellus von Lewkirch nit unbehendt und mit seinem wetzstain user der deschen, fieng an das messer nach forteil zu wetzen, dessen dann ander erenleut anfiengen

40

zu schmollen und ainandern ansehen. Wie das der ainspennig ersicht, greift er mit beden henden in die suppen, die man für ine het herab geruckt und facht an sein bart


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 561. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_561.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)