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Ravenspurg hat disen punt umb zehen tausendt guldin thuen
erkaufen,
Iberlingen aber sitzt in seinem alten glauben mit macht,
So hat Zürrich uß disem krieg die pestelenz gepracht[1]

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Es hat der from kaiser in fil stucken weislichen und ganz mültigclichen gehandlet in disem krieg. Als anfangs die Schmalkaldischen wider in liesen schmachbüechlin im druck ußgeen, uf mainung, als ob er ain monarchiam im sinn het und das Deutschlandt erblichen zu machen sich

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understüende, do wardt im von fürnemen leuten gerathen, er sollte dieselbigen schandtbüchlin verbieten und dargegen ein bericht thon und die gegenwürf seiner feindt ablainen. Das schlug der kaiser ab und sprach: »Erhalt ich den sig, so sicht menigclich mein gemüet und das mir unrecht beschicht,

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so sein dise schmachbüechlin[2] selbs erloschen; verlier ich den krieg, so hülfe mich all mein entschuldigung nicht.« Man sagt, es sei ain burger zu Hailprun gewest, ein loser vogel, der hab, so lang der krieg geweret, dem kaiser übel geredet, ine vil bezigen, welcher reden er sich auch nit

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kinden enthalten, da schon der kaiser den sig erhalten, dem feindt nachzogen und geen Hailpron kommen ist. Man hats dem kaiser gesagt. Der hat bevolchen, ine zu fahen und zu erschrecken. Also hat ine der profos angenommen und in seinem aignen haus ein fenster ußgehept; darin hat man

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ine gesetzt, uf die gassen sehen lasen. Der nachrichter hat im ein strick an hals gelegt und den oben am creuz anknüpft. Als er nun nit anders gewist, dann er müeß hangen und gar nahe sonst todt gewest, hat im der profos gesagt: »Wolan, du hast unserm herren und mit der unwarhait übel

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geredt und ufrur begert zu erwecken; dieweil der kaiser aber sein unschult waist und macht het, deinem wolverschulden nach zu strafen, so will er doch dir umb Gotes willen dein[3] leben schenken.« Damit ließ er den bueben wider ledig. Ich het gesagt: »Stoßen den bueben hinab und lasen ine

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am strick wol verzablen, da wer lustig zuzusehen!« Under anderm, so kaiser Carle lobwürdigs nach erhaltner victoria


  1. gepracht] dieses städtealphabet befindet sich auch, mit einigen abweichungen, in der hs. nr. 623 der hof bibliothek zu Donaueschingen, blatt 89a.
  2. schmachbüechlin] vgl. hierüber Voigt, Über Pasquille, Spottlieder und Schmähschriften aus der ersten Hälfte des sechzehenten Jahrhunderts, in Raumers Histor. Taschenbuch 1838, s. 353 ff., besonders 473 ff., und Heyd a. a. o. III, 346.
  3. willen dein] hs. willen dir dein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 555. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_555.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)