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inen waidlich uftragen; damit bracht er sie mit guetem glimpf user dem haus. Graf Jacob het gewünscht, das sie etliche fueder weins hetten ußtrünken megen. Kurzlich darnach lued graf Philips von Hanow obgemelten graf Gotfridt

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Christoffen zu im geen Buchsweiler und Liechtenberg. Er war ein tag oder zwen zu Buchsweiler und het das schloß Liechtenberg gern gesehen, nachdem es dann ain kaiserlicher berg und ein wunderschöne gelegenhait hat. Graf Philips fürt in des morgens sommerszeiten früe, ganz nüechter,

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hinauß ins feldt, baisen. Dieselbig baiß und hetzen werte dief in tag hinein, zu dem das wetter ganz haiß war und sie baid hellig wurden, also, da es weit über den mittentag, da ritten sie uf Liechtenberg. Graf Philips wolt den tomherren tractiern, ließ zu ainer bosshait und schalkhait ein

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schwarz, wüst, glöcheret dischtuch uflegen, gueten wein geben, darneben aber ain erbißsuppen, hert air gesotten, versalzen höring und bachen schnitten ufsetzen, alles darumb, das er wust, das sein schwager solchs ungern aße. Iedoch so entschuldiget er sich noch und legt alle schuldt uf sein

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burgvogt, der het das morgenmal nit recht versehen. Nichs desto weniger aber war guet rehere wiltpret, pastetten, rebhüner, die bösten visch und kreps in der kuchen. Solchs alles wardt nach allem vorthel und bösten fleis gekocht und zugerüst. Als nun die gest mit obgesagter speis sich

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ersettiget, do ließ erst graf Philips ein andern disch ganz lustig und prachtlich zurichten; do warden ganz herlich und die bösten bisslin ufgetragen. Aber es hetten sich die gest also gespeist, das die ersten die letsten nit wolten einlassen; es kont niemands mehr essen. Das solte billich einem

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schleckerhaftigen mentschen ein grose beschwerdt und ein sonders herzlaidt gewesen sein, gleichwol sie ainandern kanten und keiner desshalb mit den boshaiten dem andern vil nachgeben. Gleicher gestalt war im vorhin vor etlichen jaren in Frankreich auch beschehen. Das het im graff

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Valentin von Erpach und [910] graf Conradt von Castell a la Flesche, nit weit von Durtall, zugerüst, wie dann das jung volk einandern kein ruhe last. Im andern jar hernach, als graf Gotfridt Christof bei graf Philipsen von Hanow, wie oblaut, uf Liechtenberg

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gewesen, do ist im ain sorgcliche handlung und wassersnötte zugestanden, dergleichen in unsern landen bei unsern gezeiten nie ist erhört worden, ja vil mehr für ain wunderwerk


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_482.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)