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optima terrae consumant[1]. Deren vom adel in sollichen fellen will ich geschweigen. Bei dem gemainen man tragen sich dergleichen handlungen deglichs zu, wie man sagt von eim drommeter[2], so vor jaren zu Stuttgarten am hof gewesen.

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Wie der verheirat und vermeint, ain ehrlichen jungkfrawen genommen haben, do gieng er nachts frölichen zu bet; morgens ward er ganz traurig gesehen und konte man in nit wol trösten. Wer waist, wie er die hochzeiterna gefunden. Er sprach zu seinem gesellen und wünscht im selbs den tod.

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Bei meinen zeiten wardt ein erlicher man zu Mösskirch nachts in eins burgers haus alda eingezogen. Nun war ein junge dochter im selbigen haus zu verschifften, der sollt hievor naiswan ein eisen entschlupft sein. Dem gueten man ward von iren freunden mit dem trunk zugesetzt, das er wol

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bezecht ward, und ward zum schlafftrunk gleichwol von aim heirat geredt, aber unverbüntlich; iedoch der guet man ward überredt, blib die nacht im haus. Die jung dochter ward ime, also ser beweinten und schlaffenden, an die seiten gelegt. Er schlief die nacht durch. Morgens unversehenlich,

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wie er erwacht, do findt er sein Greta neben sich und muest wol zu friden sein. Verhoffenlichen, es seie ohne allen argenlist zugangen. Aber ad propositum. In dem jar 1546 uf den herbst begab sich ein erschröckenlicher fahl. Herr Hanns Sax,

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pfarher zu Mösskirch, war etliche tag vor der Mösskircher kirchweihe bei seinen freunden zu Stetten dem Kalten-markt. Wie der nun uf der kirchweihe abendt widerumb begert herheim zu reiten, so trift ine der gewalt Gotes, so man apoplexiam nempt, das er an der Heselstaig, wie er schon

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über die Tonaw war kommen, bleibt. Ob er ab dem ross gestigen oder herabgefallen, waist man nit. Er ist allain gewesen, das ross ist geen Mösskirch kommen. [907] Also hat man ine gesucht, ist er des andern tags erst an der Heselstaig, ein wenig neben dem weg, tod gefunden worden.

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Gott gnad ime, dann es ein frommer man war! In kurzen jaren hernach ist ein müller von Neidingen, hieß . . ., nit weit von der Heslenstaig, als er abends spat ganz trunken und bezecht von Mösskirch uß heimwerts rit, über den Legelenvelsen abher mit dem ross gestürzt; ist vast umb miter-


  1. consumant] s. Horatius, Epistolarum I, 2, 27.
  2. drommeter] s. oben band II, 380, 11.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_478.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)