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Es hat der cardinal und bischof zu Augspurg ein welschen cämmerling, ist von Bononia pürtig, genannt Petronius[1] [Zavellus][2]; derselbig hankt disem scommati hernachvolgende zwei ferslin an:

 
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»Et culum rasum

Tibi super nasum.«

* [1460] Diser Petronius, genannt Zavellus, bürtig von Bononia oder doch user aim stettlin, nahent bei Bononia gelegen, ist vil jar bei dem cardinal von Augspurg gewest,

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ist hernach anno 1566 mit gnaden seins diensten erlassen worden und sich wider vom hoff gethon und in sein heimad gezogen. Das hoffgesind ist seins abschaidens nit hart erschrocken, seitmals menigclich sein große sterke entsessen, dann er vilmals, auch die schweresten am hoff für den

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cardinal getragen und damit wenig gunsten erlangt. Aber man muß und will auch solche leut vilmals an höfen haben, die zu zeiten den herren und andern große unruhe schaffen, dessen man etwan wol umbgehn oder entraten kündt. * Und wie der heirat angefangen mit der königin, also

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auch hat sie ir gefert continuiert, das kain wunder gewesen, da gleich irem herren und gemahl, dem könig Sigmunden, die zwai hörner an der stirnen weren gewachsen. Solchs ist im ganzen königreich kein heling. Deren döchteren eine ist verheirat worden. Gott gesegne ime den ertrunk! dann

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dieselbig ist gewisslich ires vatters dochter. Es haben die Polecken ein historicum, Martinum Cromerum[3], der hat under anderm ein leichrede gehalten in dem absterben bemelts königs Sigmunden anno 1547. Darin meldet er, wie die königin so getrewlich uf den könig gewartet, nit wie [903]

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ein königin, sonder wie ein magt. Darbei meldet er mit disen worten: »Quo factum est, ut plurimum ei vicissim rex amantissimus indulgeret[4].« Und wiewol kain zweifel, diser historicus hat solche wort presertim in oratione funebri guet gemaint, nochdann hat im die böss welt, denen das gemain


  1. Petronius] hs. Petroninius; s. unten z. 7.
  2. Zavellus] die lücke der hs. ergänzt nach z. 7.
  3. Martinum Cromerum] über ihn und seine werke s. Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon I, 2211, und Eichhorn, Der ermländische Bischof Martin Kromer als Schriftsteller, Staatsmann und Kirchenfürst. 1868.
  4. indulgeret] die stelle befindet sich in Martinus Cromerus, De origine et rebvs gestis Polonorvm libri XXX. Adiecta est in fine, eiusdem autoris funebris Oratio, Sigismvndi Regis uitam compendiose complexa (Basileae 1555) s. 686, z. 9 und 10 von unten.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_471.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)