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guet darzu.« Damit het sie iren tail, mocht widerumb abschaiden, wie sie wolt. Ein solichen beschaid oder antwurt sollt herr Jörg, truchseß, obgehörter frawen auch gegeben haben oder aber, wie ein gar fürnemmer graf zu seim weib

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sagt, als dieselbig etliche weiber uf ließ geen mit reden, als ob sie sich nit erlichen hielten: »Ach fraw, ziehet euch selbert bei der nasen!« Es war genug geredt, darumb es auch ain zimlichen lerman gab; aber es wardt wider gestillt, und name sich die guet fraw güetlich ab irem zorn.

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Es hat sich bei etlich und dreißig jaren zu Augspurg uf dem reichstag begeben, das zwo hocher frawen von eim namhaftigen geschlecht und leibliche schwestern daselbst curtisirt, id est groß huren gewesen, und hat die ein under den schwestern so hart angebissen, das sie schwanger

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worden, und hats doch so wol verhelinget, das sein gar wenig leut innen worden. Letstlich hat sie ain krankhait simulirt; aber als die gepurt vorhanden, hat man haimlich ein hebamma bestellt, die ist verbutzt und per ambages bei nacht ins haus gefiert worden. Aber dieselbig hat sie vorhin mit

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einem gueten kolen verfast gemacht, und als die fraw genesen und sie abgefertiget, hat sie unfer vom haus an ainem eck ein zaichen gemacht. Des morgens ist sie demselbigen nachgangen, zudem sie auch vorhin was argwon gehapt, und hat ir zaichen oder gemerk gefunden. Also ist der

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mumel ußgangen. Aber dasselbig völkle war perfrictae frontis, und haben nit vil glücks darnach gehapt. Von wegen ires fürnemen geschlechts und adellichen bettelmantels sollen ire nammen unverzaichnet bleiben[1]. Also geet es bei den allergeschwindesten und erfarnesten leuten, darumb ist es

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ain hele hab umb junkfrawen und bedarf vil ufsehens und nachfragens. Es sein die mechtigen künig des betrugs nit sicher, das beschaint sich wol am könig Sigmunden von Poln dem eltern, der bei unsern zeiten gelept. Als der sein gemahl, die Bonam, herzog Johannis Galeatii von Mailant

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und einer königin von Arragon dochter, durch oratores, wie dann bei den grosen potentaten gebreuchlichen, genommen und sie user Italia in Poln hat lassen[2] belaiten, do ist ainer under dem haufen, ein Poleck, gewest, auch an der gröse


  1. unverzaichnet bleiben] der chronist hat vergessen, daß er diese geschichte schon oben, II, 423, 38 ff., mit nennung der namen erzählt hat.
  2. lassen] hs. laisen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_469.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)