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Do fieng an und ward alle kurzweil, dann graf Gotfridt Christof war dozumal noch ein junger, angender herr. Der iebet sich im drinken, als dann der Deutschen gebrauch ist uf denen hochzeiten, das man sich darab verwundert.

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Und als menigclichen wol ersettiget und nit mehr trinken kont, klopft er mit der ainen handt an die prust, sprechendt: »Iezund hab ich mein rechts pörzle.« Das erhört graf Hanns Jacob von Eberstain und sprücht: »Botz!« (und thett ain grosen schwuor) [884] »mein schwager hat erst

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sein pörzle, so sein wir alle voll.« Es ward dieses schwanks von menigclichem wol gelacht. Aber der jung herr, wiewol er dasselbig nachtmal heftig gedrunken, iedoch hielt er dieselbig nacht platz, gleichwol im mit dem trunk heftig wardt zugesetzt. Des andern tags name er zu sich seine

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baid gebrüeder, wiewol sie im des orts nit gern wilfarten, und gieng zu seinem herren vattern; den bat er, das er im wellte zu dem gaistlichen standt verhelfen, insonderhait das er megte als ain tomher uf dem hochen stift Straßburg angenommen werden. Hierinen warden auch baide graf

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Wilhalmen von Eberstain und Zimbern von ime angesucht. Dieses begeren des jungen herrens ward von den eltern wol erwegen, das geschlecht uf ein einzigen zu setzen oder kommen zu lassen, und ward bedacht, wie das hievor mermals beschehen, als nemlich bei den baiden

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grafengeschlechtern Werthaim und Reineck, die der ursach halb zu abgang gerathen. Iedoch nach langem und vilfeltigen graf Gotfrid Christofs bit und anhalten do bewilliget ime der alt herr. Hierauf warde ime in kürze darnach ein domherrenpfrundt uf dem hochen gestift Straßburg verlihen. So kam sein

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anderer brueder, graf Froben Christof, derhalben geen Straßburg; daselbst vor gemainem tombcapitel bat er ine uf, wie gebreuchlich. Er dorft sein herkommen von den zwo und dreißig anichen nit beweisen, dieweil das vor etlichen jaren darvor von seinem eltesten brueder, graf Johann

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Christof, als oben gehört, beschehen war. Iedoch nach dem alten geprauch des gestifts muest er durch zeugnus vierer, namlich zwaier gaistlichen prelaten und zwaier illustrium[1] personarum, geschriftlichen darthun, das er grave Johansen Christofs, des domdechants, leiblicher brueder

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were, von vatter und muetter. Das beschach unverzogen-


  1. illustrium] hs. illustrum.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_443.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)