Seite:De Zimmerische Chronik 3 397.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


reich wenig handthabung gefunden. Der handel ist auch also unerertert ersitzen bliben. Den andern spann hat er mit den closterfrawen im Thal; die hielten übel haus und brauchten ein grosen muetwillen mit vil stucken und ain

5

merclichen überfluß. Das wolt der graf, als ir castenvogt, nit zugeben; so wolten die closterfrawen aller dings frei sein. Sie rüeften an iren ordinarium, Johan Hofmaister, der enthielt sich gemainlich zu Colmar, da war er des Augustinerordens pruchvincial[1], das er sie wider den grafen schützen

10

welte. Derselbig relling verclagt den grafen bei der königclichen Majestat, als dem aigenthumbsherren, uf mainung, der graf begerte die closterfrawen unbillicher weis zu tringen und das closter einzuziehen, derhalben er ernstliche schreiben ußbracht. Zu dem waren noch zwo frawen im closter des

15

geschlechts von Wehingen, den [854] edelleuten von Ow verwandt, die namen sich iren an und begerten comissarios. Die warden von der regierung zu Insprug bewilliget. Hierauf geschahen dem grafen von dem lausigen münch von Colmar und dann von den edelleuten vil instantien,

20

dardurch der graf verursacht, ließ die nonnen machen und name sich iren weiter nit vil an. Das hat hernach das closter in ein so grosen abgang gebracht. Wie es aber weiter mit solchem closter gangen und zu eim münchcloster verwendt, darvon wurt an gepürlichem ort meldung

25

beschehen. Und ist zu verwundern, das sich der provincial dermasen wider sein herrschaft gesetzt, dann er ein gebornner Oberndorfer gewest, und ein groser bueb, seitmals er so vil hailligkait und ein froms leben simuliern künden, das er bei kaiser Carln und könig Ferdinando in ein grosen

30

ruef komen, also auch, do bemelter kaiser die protestierenden stende anno 154[7][2] gedempt, must dieser Johan Hofmaister geen Ulm und alda wider die Luterischen predigen. Bald hernach wardt er von bemeltem kaiser erfordert geen Augspurg, daselbst solt er auch predigen und das volk

35

bekeren. Was solt er aber schafen, dieweil er selbs nit catholisch in seinem herzen? Darumb mocht im Got sein heuchelei nit vertragen, dann als er uf dem weg geen Augspurg und in der herbirg zu Günzburg, do wardt er so unsinnig, das man ine mit kettin muest binden. Er schrie

40

mermals ganz cleglich, er were ewigclichen verdampt und


  1. pruchvincial] spöttisch statt provincial.
  2. 154[7] die zahl 7 ergänzt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_397.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)