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hanns von seim zorn absahen, war der sach wol zu friden, ließ sie gleich machen und gieng von inen, dann er aß gern schweinebretle und schrie darzu, wie ein rechter pfaw. War aber das nit ein rechts warhaftigs lenocinium, seitmals das

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user schleck und genieß [843] beschehen? Ich hab gleichwol ain grosen Hannsen zu Mösskirch kennet, der hat im jar, als man zalt 1516, sein knecht, den er zum satlerhandtwerk praucht, bei dem weib, als die noch in der kintbet lag, hünderm umbhang ergriffen. Aber do er ihe nit

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handlen wolt, wie sich wol het gepürt und er wol wer befuegt gewest, do thett er wie ein weiser thor, verschonete des weibs erliche freundtschaft und seiner kinder, die dardurch weren geschmecht worden, aber in wenig tagen darnach gab er im urlaub, bezalt in und ließ in im friden darvon

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ziehen. Derselb ist darnach geen Pfullendorf kommen, do hat er gedienet und ist durch sein wolhalten dahin befürdert, das er etliche jar vor seinem absterben burgermeister aldo gewesen und ein groß ansehen under inen gehapt hat. Fürwar es gehören leut darzu, die kaltsinnig sein und guete,

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dewige mägen haben, dann es wer sonst unmüglich oder doch unnatürlich, sollichs wissentlich und sichtbarlichen zu gedulden. Aber das ich wider uf den Maulhansen und seine schöne fraw kom, so ist es ein solichs par volk gewesen, das schad, so zwei heuser mit inen solten beschmaist

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oder verderbt sein worden. Ir ist in einer kintbet oder gepurt, wie man sagt, an haimlichen orten ein seltzamer schadt zugestanden, wie das denen verstendigen frawen und hebammen wolbewisst, das sich zu zeiten in einer schweren gepurt zutregt, darbei sich einer verwundern solt, das sie

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ein sollichen zulauf von dem jungen gesindt gehapt. Aber solliche fehl begeben sich oftermals, nit allain bei dem armen und schlechten volk, sonder auch bei den reichen und mehrtails user unfleis der hebammen, wie dann der königin Leonorae, kaiser Caroli schwester, die letstlich dem könig

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Francisco von Frankreich vermehlt, auch begegnet, und das der könig seinem schwatzgesellen, dem elter cardinal von Lottringen, mehrmals clagt. Aber der könig war ain groser bueb in der haut und darvor, wie das an andern orten in dieser historia vermeldet wurt.

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Uf den herpst im 1542isten jar zoge graf Gotfridt Wernher mit aller seiner haushaltung wider geen Mösskirch, so kam auch sein gemahl, die grevin von Hennenberg, von ir


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_381.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)