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hinabkommen, schafft alles, das der schnee so gar dief und der windt die straß so gar verworfen hett. Man sagt, in der kirchen uf Allerhailigenberg sei ein loch ganz dief hinab ins ertrich, [832] da soll einest ein gans hinab gelassen

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sein worden, die soll beim closter zu Newburg wider heraußkommen sein. Diß tief loch in der kirchen hat man hernach verworfen. Selbigs tags kammen sie wider geen Speir. Aber die vergangen nacht ist graf Froben Christof uf Allerhailigenberg[1] dermaßen erfroren, das er dessen hernach

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sein lebenlang nit überwunden, besonder in schenkeln, zu dem im ain sollicher casus vor zwaien jaren, wie er ins Niderlandt war geraist, als hievor[2] gemeldt worden, bei Herle im landt zu Gülch auch war begegnet. Diser baider gefrüsten hat er hernach wol befunden und sein ime zu vil

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mengeln und leibsgebresten geraten, derhalben er hernach in seinem alter vil der warmen böder hin und wider besuchen müeßen, gleichwol er wenig bösserung darvon befonden. [1454] Man hat von alter her gesagt, es sei umb Haidelberg

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nit gehewer gewest, dann Haidelberg ain alte statt, die bei den haidnischen zeiten in ainem besondern ruof, auch von den Remmer mit ainem besonderen lateinischen namen ist genennt worden, namlich Buderis, hat in deutsch gehaißen Banndori[3]. Dessen findt man ain urkundt bei dem

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alten stift Wormbs, nemlich ain freihait oder ain confirmation über andere freihaiten, die kaiser Hainrich der dritt bischof Adelgern von Wormbs gegeben, dess datum laut zu Banndori. Wo aber der nam Haidelberg sein ursprung, das kan man gründtlich nit wissen, gleich wol die bestendigen rede,

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das schloß und die statt hab den namen von Haiden, die ainest alda gewonet, und warlich, so mans recht erwigt, so ist es ain recht finsterer winkel und da es merthail naß und unlustig wetter, da doch sonst hiußen in plana terra und am Rein ganz haiter und schön. Darum wurt Haidelberg

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bei unsern zeiten von vil verstendigen leuten nur culus planetarum genennt. Aber mit dem gespenswerk und dem


  1. Allerhailigenberg] über den Heiligenberg bei Heidelberg s. besonders Mühling, Denkwürdigkeiten von Handschuchsheim s. 5—17, und Fickler, Heidelberg s. 82—93.
  2. hievor] s. 235, 40 ff.
  3. Banndori] Schannat, Historia Episcopatus Wormatiensis II, 54, wo unter nr. LX die urkunde abgedruckt ist, nennt den ort Bondorff; s. auch Böhmer, Regesta inde a Conrado I usque ad Heinricum VII, s. 76 nr. 1520.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_362.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)