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darvon nach Haidelberg. Möcht villeucht sein, es weren die alten erpachischen spenn, von denen hioben in diser historia gemeldet, noch nit gar vergessen gewest. Im seie aber, wie im welle, so hats graf Eberharten über alle masen

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übel verdrossen und das für ain grose verachtung ufgenommen, auch graf Frobenio solchs hernach nimmer vergessen wellen, sonder allwegen, so sie zusammen kommen, ufgerupft. Nun hat es ain groß dorf zwischen Erpach und Haidelberg, haist meins behalts Michelbach, daselbs aß er zu morgen,

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und wiewol vier meil von Erpach und gleichwol bösen weg, als namlich berg uf und berg ab, so het er doch solchen weg, von wegen das er so gar früe zu Erpach uf war, wol erraisen megen. * [1472] Zu Müchelbach im würtshaus, als der graff

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abgestanden und zu mittag aße, do kamen zwen pfalzgravische amptleut in die herbrig, waren gut gesellen und gar frölich. Under ander schwenken [1473] und lecherlichen handlungen, die fürbracht, war, das der ain sagt, das bei ainem jar ongefärlich ain wunderbarliche vorschwester in

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ainem frawencloster, genannt Schmerlebach, im stift Meinz, gewesen, dieselbig hett sich für ain weib außgeben und wer unerkannt dohin kommen, auch also gehalten, das sie die abbtissin angenomen zu ainer vorschwester; war aber in grund ein glatter, junger gesell gewest und der mit seinem

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geschir fürbindig wol gefasst. Derselbig wer also ain jar oder etlich im closter bliben, der aptissin unbewisst, wie es ain gestalt umb inne gehapt, aber under den novitzen und den ander nonnen mertails het sich diser kerlin weidlich getumlet, das doch letstlich zwaien nonnen die beuch weren

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ufgeloffen, dardurch die aptissin bewegt und mit rath der eltesten und verstendigisten frawen wer berathschlagt worden und ain argwon uf obgeherte vorschwester gefallen, es gieng nit recht mit ir zu. Darum het man dieselbig und sonst noch ain non oder vorschwester, die zugleich in aim

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verdacht gewest, für die eltsten capitulariter erfordert. Denen hett die aptissin eröffnet, auch bei der gehorsami gebotten, angesüchts irer aller sich nackent abzuziehen. Nun wer aber der rathschlag und der aptissin fürnemen denen zwaien vorschwester zu gehörd kommen; dieweil es aber

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nit langen verzug het megen erleiden, do hab der kerle in ainer eil sein penitenzer davornen umb den kopf mit aim seiden faden angefesslet und sampt den peccatoribus zwü-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_358.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)