Seite:De Zimmerische Chronik 3 348.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


könig hat im gleichwol die herrschaft Tramblevi eingeben, wiewol keiner nie, der das ingehapt, letstlich wol geendet. Es kam diser Reckrodt in ein soliche arroganz, das er gar nahe alle Deutschen in Frankreich wolt registriern. Der

5

jung herzog von Sachsen, des alten churfürsten son, der am hoff, war desshalben nit sicher vor ime. Was gonst und gueten willen er ime damit gemacht, ist leuchtlichen zu gedenken, das manicher sprach, wan ain betler zu aim herren geriet, wer er vil wunderbarlicher, auch strenger, dann ein

10

anderer. Es berüeft in ainest der jung herzog von Sachsen am hof uf ein morgenmal; do wolt er den wein nit drinken, den der herzog selbs trank, der auch sonst den andern gesten allen wol schmackte, sonder man must ime seins weins holen. Daheim het sich der ungetrew Hess mit

15

einem simpel pier beholfen[1]. Nun het der herzog andere Deutschen mer geladen, namlich den Philipsen von Reifenberg und desselbigen hauptleut einen, hieß der Gassman; an dem selbigen ribt[2] sich der Reckrodt, wolt in fatzen und also der compania ein fassnachtgelechter machen, sprechendt,

20

er were kein kriegsman und het sein tag nit vil stürm oder schlachten gesehen oder darin beschediget worden. Der guet Gassman schwig dem obristen zum zweiten mal, als ers aber zum dritten mal wider herfür bringt, sprücht der Gassman: »Herr obrister, ich hab mich in stürmen und

25

schlachten, wie eim ehrlichen kriegsman gebürt, gehalten, welchs mainichem kriegsman wolbewist, ir aber hapt nit vil glider in schlachten verloren, deren ir euch rümen künden, dann in den hurenschlachten, do hapt ir ewere hoden dahinden gelasen und die bei den huren verloren.« Dieweil

30

aber etwas an der sach, do wardt ein groß gelechter darauß, das der herzog und die andern vor lachen wolten zerbrochen sein; mit einer sollichen gueten gratia wardt es vom Gassman geredt. Das mocht nun sonderlichen der Reckrot nit wol leiden, wolt kein gelechter wissen, aber

35

er muest es domals verguet haben, man ließ ine murren. Wie er nun nit wuste, an wem er sein seltzame weis solt ußkommen, het er ain Franzosen zu eim diener, der war gleichwol ein jar im Deutschlandt gewest und het nach gestalt der zeit zimlich von der deutschen sprach gelernet.


  1. beholfen] hs. behelfen.
  2. ribt] die hs. hat ein durch correctur unsicher gewordenes wort, das riht oder ribt heißen kann.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_348.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)