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beclagte sich oder sagt, was er wollt, die baid grafen zerwarfen die air, was in baiden körben war, zu trümmer an ainandern, und damit ward der krieg geschaiden, und da die air ain ort, da mußten sie schlaffen gen. Sie waren

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gleichwol willens, des ander tags mit ainandern gen Straßburg zu reiten, aber sie hetten ainander die klaider dermaßen verderpt, das ain ieder zuvor wider heim reiten mußt[1].* Wie er in der bastillion zu Paris gelegen, da ist ein hüpsche edle fraw, ain Parisinerin, hett gleichwol ein man,

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vilmals zu im in die gefengknus gelasen worden (villeucht mocht sie ime hievor auch sein bekannt gewest); die hat im zu zeiten gesellschaft, wie das die Franzosen [824] nennen, gelaist. Dieselbig hat in seiner krankhait, als ime vergeben worden, ime so getrewlichen ufgewart, das er in seiner

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erledigung sie mit bewilligung ires ehemans mit ime herauß genommen, etliche jahr zu Straßburg und uf Ortenburg erhalten. Es ist auch der man zu zeiten ins Deutschlandt kommen; nit waiß ich, wie sie die frawen als dann haben gethailt, und ist nur gar una bien bella compania gewest.

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Sie hat einer solchen liebe sich gegen dem grafen erzaigt, das ich von glaubhaften leuten, die darbei gewest, gehört, graf Wilhelm hab sie einmals in schimpf mit eim jungen edelman bezigen, das sie user unmut[2] ein messer zuckt und, ir unschuldt mit dem todt zu beweisen, tanquam Lucretia

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romana[3], sich hab wellen erstechen, das man ir solch fürnemen kum erweren künden. Ob ir ernst gewest oder ein simulation, ist unbewist. Das er ir aber sonst lieb gewest, hat sie billich gethon und des guet ursach gehapt, dann er hat ir angehenkt und geben, was im müglich oder er thuen

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künden, damit es nur seinem brueder, graf Friderrichen, entzogen werde. Sie ist kurzlich darvor und er storben, wie er vermerkt, seins lebens nit lang sein künde, mit seinem gueten willen und erlauben wider in Frankreich geraist. Man hat glauplich gesagt, das sie und ir man über die

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30000 guldin wert an gelt und gelts wert darvon gebracht haben. Das mag bei dem leuchtlichen abgenommen werden, seitmals sein brueder, graf Friderich, nach seinem absterben über sechs hundert guldin an barem gelt hünder ime nit befonden, also ist das groß gelt, das er ußer Frank-


  1. mußt] s. Münch a. a. o. II, 136 anm. 3.
  2. unmut] hs. unmundt.
  3. romana] hs. Romma.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_344.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)