Seite:De Zimmerische Chronik 3 262.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


name der künig ein und ist noch heutigs tags der cron einverleibt. Damit war das fürstenthumb auch verschluckt. Was geschach aber? Der herzog von Bourbon war nit die kleinest ursach, das der könig hernach vor Pavia gefangen

5

ward. Wie er per mare in Hispanniam gefürt und abfure zu ...[1], da sagt man, hab er ein schen paret, ganz cöstlich mit kleinatern und gestains gezieret, ins mer geworfen, sprechendt, so im Gott das leben verlihe, welle er das noch [774] wider daselbs holen. Wa er aber hernach wider ledig,

10

do ließ er in Normandia ein wundergrosen gallion bawen, des vorhabens, wie oblaut. Aber der allmechtig disponirt des orts, dann das greusenlich groß schiff mocht nit von stat gebracht werden, muest gar nahe verderben. So begegneten auch dem könig sonst sovil zufell[2], das er seines

15

barets und der armada aller vergaß. Damit blib ein solch groß fürnemmen ersitzen, das sonst nit ain cleine commotion in ganzem Europa het megen geperen. Mit dem ainigen suflet aber vertrib der könig herzog Carln, der im vil nutzer im königreich were gewest, dann kaiser Carle sonst langsam

20

het seine pratiken in Frankreich kinden haben, wover im Burbon zu wider, aber die hochen potentaten übersehen zu zeiten ire sachen gleich so grob[3], als die gemainen leut, wie man sprücht, das kein weiser kein kleine dorheit begang; dann mit aim solchen sufflet hat diser könig

25

Franciscus den cardinal von Lüttich auch verloren. Der war ain graf von der Marca und het all sein tag die französisch parthei erhalten, aber er fiel der ursach halb zu könig Carln von Hispanien. Dem fürt er auch die ganz pratik zu Frankfort, das er zu einem römischen könig wider

30

Frankreich ward erwelt. Gleichwol es ein hochmüetiger und übelredender, spitziger pfaff war, der nit allain ein sufflet kunt verdienen, sonder auch das man ine die stegen gar het mit dem haupt voranhin gewisen. Beschaint sich wol in dem banket zu Augspurg uf dem grosen reichstag anno

35

1530, da er manich schandtwort vor so ehrlichen fürstinen redt, sonderlichen da er herzog Wilhelms von Bayrn gemahl sahe, ganz unverschampt und zum gröbsten sagt, was glat im angesicht, wer dahinden nit ungeschaffen. Man muest


  1. ...] wahrscheinlich zu Porto Venere; s. Du Bellay, Memoires III, 10 (Tome XVIII der Collection complète des mémoires relatifs à l’histoire de France, par M. Petitot).
  2. zufell] hs. zu fiel.
  3. grob] hs. grab.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_262.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)