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kaiser Maximiliani schwester, vil wer zu hof gewest, auch das sie durch underhandlung kaiser Carls dem Scheppero were verheirat worden. Dieser Laurinus thet baiden graven und irem preceptore allen bericht und gelegenhait mit

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Angiers und dessen sovil, das sie aldo bliben und weiter nit begerten. Zu dem het es ain alten schuchmacher aldo, so das handtwerk noch trib, war ain Fleming, hieß maister Michel; derselbig het nil vil gesünds, dann allain noch ain hüpsche, junge dochter im haus. Derselbig, nachdem er

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guet Hochdeutsch, auch allerlai sprachen kundt, do flickt er sich bei menigclichem ein, das iederman wol an ime war und sein gueter gesell wollt sein. Also mit rath des Hieronimi Laurini und dann iezbemelts maister Michels do überkamen die herren ain herbirg und den disch an ainem

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stillen und wolgelegnen ort bei ainem advocaten im gaistlichen gerichte, hieß monsieur Rene de la Riviere. Derselbig het ein edle frawen, die vorhin auch war verheirat gewest, eins gestanden alters, aber so höflich, verstendig und wolberedt, das sie in der ganzen statt darumb vor allen

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frawen ward sonderlichen herfür gezogen und berüempt. Ich kann des orts nit underlassen zu vermelden, das dozumal zwen freiherren user Niderlanden waren zue Angiers, des geschlechts von Merode, gebrüeder, die namen sich der grafen vil an in aller freundtschaft und luden sie zu gast.

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Dergleichen warden die herren auch mermals berüeft. Nun heten aber dieselbigen herren von Merode ein preceptorem, war gleichwol ein hoffertiger man und der uf niemands, dann uf im selbs hett, hieß magister Girard. Derselbig und der zimbrisch preceptor konten sich mit ainandern nit

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vergleichen und war, gründtlichen darvon zu reden, nur eitel narrenwerk und allain umb die hoffart zu thuen, welcher gelerter wer, dann der ander, und wo ieder promovirt, das keiner mer mit dem andern reden wolt oder des andern sich zu beladen. Do euserten sich die herren auch, das

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keiner den andern zu zeiten in eim monat zweien nit sahe. Es gieng diser maister Girard in der beschwerlichen dissenteria auch dahin, das ime mit keiner mentschlichen hilf möchte geholfen [764] werden. Got verzeihe im! Hab ich allain anzogen, das es ein preceptorkrieg gewest und sich

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die herren darumb dessen nit solten haben angenommen oder ainandern gescheucht. Und seitmals die jungen herren von andern Hochdeutschen sich hetten abgesondert, do


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_244.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)