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ewigclichen verloren sein oder mit dem todt büesen, die mainung hette es nicht. Es war ie sein mainung, das alle mentschen, sie weren gleich was standts oder religion, letstlichen alle sellig würden, aber doch zuvor im fegfeur wol

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gerollet. Es stuenden [755] im solliche reden holtsellig an, sprechend: »Pa, pa, ich wolt zu unserm Herrgott sagen, so er mich verdammen wellt: »Du thust mir unrecht, du bist mir und allen sündern den himel schuldig. Hab ich unrecht gehandelt, so straf mich darumb im fegfeur und mach mich

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darnach sellig!« Er het ain alten knecht, der hieß Conz, der war vil jar bei im gewesen und knabenweis bei im erzogen worden, also das er ime am maisten vertrawet, auch vil seins gelts und anders, das im lieb, zu behalten gab oder doch, das er auch konte darüber kommen. Derselbig

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knecht, als er zu gleich wie sein herr uf ain groß alter kam, do ward er krank; die selbig krankhait name deglichs so heftig zu, das er des legers sterben muste. Also besorgten die andern diener, so das der alt herr erfaren, er würde sich ganz übel geheben oder villeucht seins tods auch ain

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ursach sein. Darumb wendten sie allen fleis für, damit es dem herren nit fürkemme, aber es mocht in die lenge nit verhalten werden, sonder mueste es allerlai gelegenhait halb anzaigen. Hieruf wider aller versehen sprücht er, zugleich als ob der diener noch lepte: »Wolan, lieber Conz, bistu

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gestorben? Du hast im warlichen recht gethon; du bist vil unfals über, zu dem, so juckt dich die haut nit.« Bemelter herr maister war ain sollicher kranker herr und mit vilen anligen leips zum höchsten angriffen und behaft, das er selten ein imbis oder nachtmal ob disch bleiben kont, das

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er nit ainmal oder zwei mueste ufsteen und also zu und abgeen; iedoch, so er spilte, konte er ain halben tag oder etliche stunde beharrlichen in die nacht ob dem spill bleiben, das ine seine anligen nichs irrten oder verhünderten, dess sich menigclichen und insonderhait die, so umb sein anligen

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ein wissens[1], verwunderte. In wenig zeit darnach ist der guet herr maister auch gestorben, ganz voller tag, wie die geschrift vom Jacob sagt. Dem ist im regiment und standt nachgevolget herr Jörg Schilling, so von jugendt uf zu Rhodis im orden gewesen, vilen gueten handlungen

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beigewonet und sich also gehalten, das er under der deutschen


  1. anligen ein wissens] hs. anligens ein wissen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_228.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)