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ein zeit auch ein solliche zu curieren gehapt, und wie er die arznei ganz lustig und schön zugerüst, hat er die hünder den ofen zu überschlagen gestellt. Nun hat er aber domals ein erlichen jungen man in seinem haus gehapt, den er

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arzneiet. Derselbig, als er das schön, wolschmackend wasser hünder dem ofen gefunden, hat ers versucht, das in mundt genommen und den mit geschwenkt. Über ein kleine weil hat es im den mundt mit grosem schmerzen zusamen gezogen, welches auch nit nachlassen wellen, so lang, biß der

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doctor im hilf bewisen, und ist also war gemacht, das sich menigclichen vor dreien dingen wol hüeten soll, nemlich frembde brief zu lesen, damit man sich unwert macht, in ainer schmiten nichs anzugreifen, das schmerzlich[1], auch sorgclich, und dann in ainer apotek oder ains arzen haus

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nichs zu versuchen, welches manichmal dödenlich ist. Aber das ich widerumb von Leven sag, neben obgeschribnen sachen, die sich zu Leven verliefen, war groser mangel an dem järlichen gelt, so herr Froben Christof von seinem herrn vatter war bewilliget und versprochen worden.

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Sollichs gab der alt herr mit keinem lieb, auch zu sollichen unzeiten, das es nimer mögte fügclich in wechsel gebracht werden. Was sich bemelter herr desshalben zu Leven erlitten, auch was groser unmuß herr Wilhalm Wernher, seins herrn vatterns brueder, am cammergericht desshalben

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gehapt, das werden die missiffen über vil jar, wie die hin und wider ergangen, bezeugen. Aber der allmechtig gab immer glück und genadt zu, das alle die ungetrewen, neidigen pratiken, die wider disen jungen herren angesehen, zu ruck giengen, sollichs ime die überig zeit seines lebens zu nutzen

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und guetem geraicht. Als er aber zwai jar und etliche monat zu Leven gewesen und sich anno 153[9] die sterbenden leuf im monat Julio heftig erzaigten, do kauft er ain klepper, ließ sein preceptorem dieweil zu Leven und raist er allain und unerkannt den Reinstram herauf, biß gen

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Mösskirch. Was er sich aber uf dem weg erlitten, auch mertails seins kleppers halb zu fueß geen miesen und ime dann zu Nagoldt in der herbrig begegnet, darvon wer vil zu schreiben.


  1. schmerzlich] hs. schwerzlich.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_174.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)