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ainandern zuvor in Frankreich gekennet. Also stunde im ain guete herbrig zu, nemlich bei ainem edelman, hieß seignor Aimon Ferri de Moriassart[1]. Der het ein schöne behausung, war groß, sampt einem garten der marquesin

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von Schifri abbestanden, und hielt etliche Deutschen in der cost und der behausung. Es war auch in selbigem haus die gelegenhait, das der herr und fraw, knecht und mägdt, auch die kinder alle guet Französisch redten, des Niderlendischen sich beschampten. [722] So waren die gemach

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und anders nit zu verbössern. In der habitation blib herr Froben Christof zwai jar und etlich monat. Es sagt herr Froben Christof seinem preceptori überlang erst, wie es zu Cöln im abschiede ein vexation were gewesen mit dem statknecht. Das nam er vom pfaff Kilian zu eim grosen

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verdruß an, und ich glaub fürwar, so ers zu Cöln recht hett gewisst, er het den statknecht die stegen hinab geworfen. Nit wais ich, wie es dem gespöttigen pfaffen were ergangen zum schlafftrunk, dann ers im gewisslichen nit würde nachgelassen haben. In der behausung des seignor

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Aimans Ferri waren erstlich costgenger Ludovicus Carinus, ain gelerter man, aber man sagt, er were ain gebornner eunuchus, etlich aber vermainten ußer allerlai natürlichen anzaigungen, er were ein hermaphrodit von natur. Der het etliche discipulos under im von Augspurg, Memingen,

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Insprugk etc., feine, züchtige jungen und die sich wol hielten. Sie bliben nit gar das jar zu Leven, do wardt bemelter Carinus sampt seinen discipulis widerumb haim geen Augspurg erfordert. Er kam darnach ain zeit lang zum bischof von Straßburg, ehe er ist bischof worden. Von demselbigen

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ist er zu herr Ulrichen Fuggern komen, bei den er allen sovil fürgeschlagen, das er iezundt zu Basel wonnet, rüebig ist, von seinen gilten lept. So bald Carinus mit seinen discipeln darvon zog, kamen an iren statt magister Christophorus Datlerus. Der hat drei discipel, waren gewachsen,

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namlich den Christof Pflugln von Salzburg, Matheum Rellinger von Augspurg und ain Rotten von Ulm. Dise[2] hetten ain Augspurger zu eim gesellen, der an inen hieng, hieß Carle Peutinger. Das war ein compania, die sich mit ainandern konten vergleichen. Herr Froben Christof der gab


  1. Moriassart] d. i. Moriensart; s. Butkens, Trophées du duché de Brabant, Supplement II, 70 ff.
  2. Dise] hs. Disen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_164.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)