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dahin kommen wer. So erschrack herr Jörg Baur noch mehr, da er den doctor kannte, das er in also het gefellet, darumb bat ihe ainer den andern umb verzeihung. Indess facht sich an der wein im doctor zu bewegen, derhalb er

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sich übel gehueb. Herr Jörg Baur, dem solliche weinturnier wol bekannt waren, markt gleich, was dem doctor gebrast, darumb gibt er ime ein gueten stoß oder griff in die seiten. Der verfieng sovil, das dem doctor gleich darauf die weingallen brach und ein großen wust in die stuben macht.

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Dess schampt sich der doctor noch mer, bat abermals umb verzeihung und das es verschwigen blib, auch schankt er der magt im haus ain guet drinkgelt für den unlust, das sie wider ußfegte. Er dauset darvon, kam hernach nit vil mehr zu diser gesellschaft, auch dorft er nit mer von inen

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sagen, dieweil er ime selbs in der wis entschlupft und die gepür, die er doch in allen sachen haben wolt, so grob het übersehen. Diser doctor Gotteshaim war sonst ain gelerter, wolbelesner man, aber von seiner überseltzamen weis wegen und das im kein kolb gefiel, dann der sein, do ward er

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von menigclichem verachtet und für ein gelerten narren geschetzt. So er bei ainer frölichen gesellschaft, mecht er keine schwenk oder lecherliche gesprech leiden, es muest ime alles ernsthaftig zugeen; so erzellt er dann historias ußer Tito Livio und dem Thucydide. Ich war uf ain zeit

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darbei in einem banket, do fürsten, grafen und vom adel, auch guet gesellen bei ainandern. Under anderm aber war darbei des tombcapitels zu Straßburg oberschaffner, herr Petter Heldung und diser doctor Gotteshaim; nit waiß ich, wer ine geladen, oder wie er doch hienzukam. Ob disch

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war alles sein gesprech nur von ernsthaftigen sachen, die bracht er uf die pann, Gott waist, wie sich das zu zeiten reimen wolt. Under anderm bracht er ganz importune die historiam vom Mutio Scevola uf die bann und resumirt die standthaftigkait seines gemüets ganz statlichen mit erzellung,

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wie er so manlich sein gerechte handt im feur het verprent. Nun war der oberschafner, herr Petter Heldung, auch [an][1] der tafel, der het ain guets drinkle, und unangesehen das hoches stands gegenwürtig, so kont er ime doch selbs nit entziehen. Wie der doctor sprach: »Und er verprant die

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hendt im feur«, do antwurt der Heldung: »Ja, herr doctor


  1. an] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_114.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)