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gezogen. Wie nun sein rechte muetter auch darzu kommen, hat sie das kündt nit kennet. So bald sie aber das kneblin ansichtig worden, ist ir gleich geschwunden, und wiewol man sie wider ufbracht, ist ir doch sollichs mehrtails, wann

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sie das kindt angesehen, begegnet. Do ist ir obgesagte handlung im gemüet fürkommen und vermerkt, das es ir aigen kinde seie, das sie umbzubringen und zu verderben irer magdt vor jaren hin und übergeben hab; zu dem ir das kindt ganz änlich gesehen. Derhalben hat sie den

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heling lenger in ir selbs nit behalten oder verschweigen kinden, sonder hats denen closterfrawen, so bei und mit ir gewesen, alle ergangne handlung eröffnet. Die haben ain besonders mitleiden mit ir getragen, und ist das guet kind darnach weiter verschickt und erhalten worden, und wie

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man sagt, so ist hernach ein wunderbarlicher pfaff darauß worden, von dem das alt sprüchwort gesagt:

»Ein bastart[1], thut er guets, so ists ain wunder,
Gerat er nit, es ist sein art besonder.«

Wie es aber der closterfawen von dieses excess wegen

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weiter ergangen, das mag man gründtlichen nit wissen, aber verhoffenlich, sie seie mit aim gueten fuchsschwanz wol erstrichen worden. Also gat es an denen orten seltzam zu, und wer ain verstandt, der behelt sein from weib und kindt oder ander, die im verwandt und zu versprechen stand,

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doheim und laß sie nit vil in die frawenclöster wandlen, dann es sein vilmals böse zuchtmaister. Under viln exempeln, die ich desshalben an dem ort einfüeren künt, so will ich doch allain melden, das bei unsern zeiten und bei denen, die mir bekannt gewesen, sich zutragen. Es hat bei kurzen

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jaren ain erlichen vom adel vorm Schwarzwaldt gehapt, der[2] und alle sein kind mir bekannt gewest und noch bei leben. Der hat nur selbiger zeit ein schöne, jungen frawen gehapt, welche er vilmals hinüber geen Kilperg ins closter solatzen gelassen, von wegen etlicher closterfrawen, die ir sipschaft

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halber verwandt gewest, und dieweil er aber auch ain leibliche schwester im selbigen convent gehapt, hat er dem weib dester frölicher erlaupt und mit wenigerm argwon, das im sollte oder würde har under wollen geschlagen werden. Aber sein bedenken hat in weit betrogen, dann sein


  1. bastart] über dieses sprüchwort s. band II, 267, 10 und anmerkung da zu.
  2. der] hs. den.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_643.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)