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der herrschaft vor Waldt aber ain feder entzogen, und ist des orts billich zu verwundern, das herr Wilhalm Wernher, der seinem stammen und namen wol zu hausen, auch so gar gelegne güetere zu kaufen gesint gewesen, dermaßen

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von seinen brüedern ist ohne ainiche hilf oder rath verlassen worden, das er des nutzlichen und schönen dorfs sich hat müeßen verzeihen und, was daran erlegt, alles verloren haben, zu dem sechen, das sollichs denen widerwertigen des zimbrischen geschlechts nach irem wunsch in

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die handt worden. Er hat gar nahe mer freuntlichs willens, dann bei seinen allernechsten, so im wenig mit sipschaft verwandt, befonden, insonderhait bei graf Eitelfriderrichen von Zollern. Der hat im allen vetterlichen willen erzaigt, hat sich sein auch, wamit er künden [619][1] angenomen und

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ine zu zeiten, wie die alten dann vor jaren ein sonder vertrawen zusamen gehapt, in schimpf, so sie bei ainandern gewesen, nur herr Panthleon[2] genannt. * [1319] Also sprach auch grave Christof von Werdenberg, wie herr Wilhelm Wernher das hofgericht zu Rotweil

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versahe: »Woher, herr nachrichter? wie soll ich sprechen, herr hofrichter?« Solche schimpfreden standen graf Christoffen über die maßen wol und holtselig an und kunts ime niemands zu unguet ufnemen. Aber hernach wolt graf Jos Niclas von Zollern solche libertatem und gratiam im reden

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auch nachthuen, aber es wolt ime nit abgeen und het kein ansehen, wolt sich vil mehr uf ain ironischen sarcassmum ziehen. Damit verdient er sich bei niemands wol. Er hieß das hofgericht zu Rotweil nur das gadengericht, den cammerrichter herr gadenrichter. *

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Gleichergestalt herr Gotfridt Wernher grave Ulrichen von Helfenstain auch dermaßen hieße maister Petter Drigle; so nampt grafe Ulrich herr Gotfrid Wernhern Johannes Valete. Ich hab auch ainest selbs gehört, das grave Philips von Hanow und graf Ludwig Casimir von Hohenloe

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ainandern seltzam namen gaben, es hieß graf Philips den von Hochenloe nur doctor Cirialx. In solchem vertrawen ist man ainest gewesen gegen ainandern, das kainer dem andern


  1. 619] auf s. 617 und 618 stehen die wappen von Zimmern und Leuchtenberg, sowie die abbildung eines gefässes mit zierblumen.
  2. Panthleon] d. i. Pantaleon; der hl. Pantaleon war arzt und märtyrer; vgl. über ihn das gedicht Konrads von Würzburg »Pantaleon«, in Haupts Zeitschrift VI, 193—253; s. noch Liebrecht, Germania XVIII, 182.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 609. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_609.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)