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als er zu Freiburg in rectorem erwellt, hat er seine lateinische orationes suo Marte selbs ußer aignem verstandt schreiben und auch reden künden, dardurch er dann nit wenig lobs erlangt.

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* [1480] Kurzlich darvor, als der bayrisch krieg angieng, do kam herr Wilhelm Wernher gen Tübingen uf die hochen schul und fürt in Lorenz Münzer dahin. Er ward bei aim doctor der rechten eingedinget, hieß Endras Drostel, der war sein preceptor und auch sein costherr. Wie man im

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den jungen herren pracht, fragt er den Münzer ganz spottlich: »Darf man auch in schlachen oder mit ruten streichen, da ers beschuldt?« spricht der Münzer ganz spottlich: »Nain, man soll in weder schlachen oder streichen, dann man hat mirs also befolhen, zu dem ist er ain herr; aber sonst soll

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man ime das gold in busen legen,« und hiemit thet domals der doctor beschaids gnug. Mitler weil und herr Wilhelm Wernher zu Tübingen, do het es ain abenteurer alda, man nampt in nur doctor Hainrich Starrenwadel, gleichwol er kain doctor war, sonder

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ain dorechter, verruckter mensch. Der wollt kurzum nit vergut haben, das man in Starrenwadel zusprach. Es war aber menigclich darauf abgericht, das im hin und wider in gassen, wo er hinwandlet, also zugeschreien ward. So er dann solchs hört, so thet er nit anders, als ob im omechtig

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werden und zu haufen falen wellt, und schrie mit lauter stim: »Ich here ain stim, ain stim, brich, himel! brich! brich! marbelstaine saul brich!« Kaiser Maximilian hett in ger zu sich an hoff gehapt, als dann laider auch ain deutscher brauch, das die großen herren ire kurzweilen bei

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narren suchen, aber man kont den gauch nirgends von statt bringen, wie man im thet, so kunt er nit gen, nit faren, nit reiten; dann so man in uf ain ross bracht, so gebaret er, als ob er herab wellt fallen, und schrie: »Ich scheiß, ich scheiß«, so mußt man in dann widerum herab nemen

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und an seinem alten ort bleiben lassen, ein narren vor, als noch. Es saß der zeit ain ritter zu Kilperg, ainer von Ehingen, hieß herr Jerg und war des ritters vatter, der herr Ruedolf von Ehingen hieß. Der sprach, er het ain hüpschen bart

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und sech gerad, wie ich. Derselbig herr Jerg von Ehing kam vil gen Tibingen; so er dann hert und sach, das man den guten gauch Starrenwadel also fatzet und blagt, so


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 580. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_580.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)