Seite:De Zimmerische Chronik 2 562.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

minirt oder sonst iren gescheften nachgangen, übernacht enthalten müesen. Nun hat sich in diesem 1529 jar begeben, das derselbigen fratres zwen von Überlingen, ex ordine minorum, der regel sine observantia, uf dem landt

5

darafter gestraift, auch air, kes, flaisch, schmalz und anders erbetlet, und demnach sie villeucht ir regel im closter streng halten müeßen und aber als jung leut ganz unrüebig und unrain, haben sie uf dem landt zwo jung nehernen ufgelesen; dieselbigen luder haben sie geen Mösskirch in deren

10

obbesagten heuser eins, darin domals ain kessler, genannt maister Leonhart . . ., gewonnet, zu ainer zeit, als sie gewist, das der guet alt man nit verhanden gewesen, beschaiden, und als sie über etlich stundt hernach kommen, haben sie gezecht und alles, was der brief inhelt, gehandtirt, auch

15

mit den nehernen von und wider zu der zech gegangen. Und wiewol die fraw im haus ab solchem der münch bubenleben wenig gefallens, iedoch muest sie das selbigs mals ungeenderet bleiben lassen. Aber uf den abent spaat kam der alt maister Leonhart unversehenlich ins haus, und als

20

er diese kirchweihe und prass ersicht, konte er die unweis lenger nit erleiden, sonder ohne ainiche präfation oder sonder ceremoni so nimpt er den ainen münch sampt der ainen huren und würft die die treppen hinab. Also waren sie daniden und begerten nit mehr hinauf. Der ander frater

25

mit seim gespann, als er sicht, was für ain process vorhanden, traffen sie selbs die hausthür, die dorft inen niemands zaigen. Also packten sich huren und buben mit ainandern darvon; die sein darnach nimmermehr geen Mösskirch kommen. Es ist auch hernach biß uf dise zeit

30

dasselbig maister Leonharts, oder auch die ander heuser, darin die gerechtigkait, wie oblaut, gewesen, von deren münch oder hengst keinem mehr besucht worden, und sein iren gleichwol abkommen. Aber von solcher loser buben wegen sollt darum ain ganzer orden oder vil frommer, andechtiger

35

leut geschmecht oder veracht werden? Es hat die herrschaft noch heutigs tags in denselbigen heusern die gerechtigkait, das die inwonner oder besitzer deren ainer herrschaft durchs jar ain außgerüste und beraite bettstatt erhalten müesen und handtwerker oder werkleut [595] müeßen legen, nach

40

verordnung ainer herrschaft. Ob das also von alter herkomen, oder die herrschaft den fratribus minorum hiemit succediert, mag ich nit wissen.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 562. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_562.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)