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Die Hemlerin, von der gesagt worden, hat ain vettern gehapt, herr Hanns Hemler, ist ain caplon zu Mösskirch gewesen, von dem sagt man vil seltzamer, abenteurlicher historias; dann als er uf ain zeit mess gehapt und im der

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windt die hostiam ab dem altar gewehet, ist er hernach gevolgt, hat die wider ufgehabt und gesprochen: »Heb! es ist noch nit zeit, du muest baß daran!« Zu ainer andern zeit, als er herr Johannsen Wernhern dem eltern zu Wildenstain mess gehalten, hat im ain wächter daselbs zu altar[1]

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gedienet, genannt Thebus N. Under der mess, demnach dann die pfaffen von alters her allwegen schleckerhaft gewest, hat in der pfaff gefragt: »Thebus, haben wir heut guet fisch?« Wie herr Johanns Wernher das erfaren, hat er wenig, darzu nur rawhe visch über den imbis kochen lassen.

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Wie aber der pfaff abschaiden und wider geen Mösskirch geen wellen, hat er im die bösten visch, als esch und forlen, sehen lassen, mit bericht, das man die ufs nachtmal bereiten werd. Hernach umb jar 15 . . hat ain edelman, ain Knöringer,

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bischof Haugen von Costanz und seiner cleresei uf leib und guet abgesagt. Als sich nun die pfaffen allenthalben besorgten, wolten die Mösskircher[2] mit dem creuz, wie dann nach ostern gepreuchlichen, geen Undercrumbach oder anderswa hin nit geen, oder man sollt sie mit spieß und stangen

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und also mit gewerter handt hin und her belaiten. In solchem trippel forcht im herr Hanns Hemler so gar übel, wann er Schnerkingen oder andere dörfer mit messen oder die kranken versehen sollte, so legt er sich zu Mösskirch in allermasen an, wie ain weib, setzt ain schleir uf und nam

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ain körble mit air an die handt, also gieng er dann in das dorf, do er wolt mess halten. Daselbst thett er sich wider an als ain priester. Nach gehapter mess, so er wider heim wolte, legt er sein vorigen weibshabit wider an. Das hat er vilmals gethon und damit vermaint sicher zu sein, wie

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dann er und andere priester in unser landsart sicher gewesen, und hett dessen alles nit bedörft. Aber die zeiten sein domals also gewesen, seitmals die gefärlichkait nachgender handlungen die welt noch nit in höcher verstandt und ufmerken gepracht. Aber gleich in kürze hernach hat

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bemelter pfaff Hemler zu Mösskirch eins morgens ain hün-


  1. altar] hs. alter.
  2. Mösskircher] hs. Mösskirch.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_495.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)