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das er im entlichen fürname, das gefallen hailgengelt zu seiner gelegenhait zu erheben und zu erholen. Darauf bewarb er sich mit etlichen seinen gesellen und verwandten. Die entschlußen sich, uf ain ernempten tag derhalben geen

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Igelswis zu erscheinen. Und wie dann nichs verschwigen bleibt, so wardt die abtissin von Waldt solchs vorhabens bericht; die thette das irem castenvogt oder schürmherren, graf Christoffen von Werdenberg, heimlich zu wissen. Derselbig schickt uf benemte zeit sein forstmaister Thoman

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Stichen mit etlichen pferden geen Igelswis, der sachen ußzuwarten. In dess kompt herr Adrion Dornvogel mit etlichen seinen soldaten, vermainendt, den raub doch ainstails mit zu nemen, aber der sigmaringisch forstmaister mit seinem anhang standt den hailigenpflegern bei, und waver

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der pfarrer nit eingesteckt und gewichen, were ime und den seinen nit wol darob gelungen. Herr Gotfridt Wernher, als er diese handlung erfuere, wolt er sich dessen nit beladen, dann menigclich zu erachten, das dem pfarrer das hailigengelt nit zustuende; so hette er auch ohne sein, herr

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Gotfridt Wernhers, rath oder vorwissen diß attentat angefangen. Derhalben, als er sich schmucken und in ander weg nit zu rechen wisste, prediget er offenlich wider dise walfart zu Igelswis und understande sich, ußer der hailigen geschrift zu erweisen, das sollich gescheft nit uß Got,

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sonder eitel abgöterei were; understuende sich, das ußer dem alten testament zu erweisen. Aber die hailigenpfleger daselbs namen sich seiner predig nichs an, sonder auser bevelch irer obrigkait, der ebtissin zu Waldt, erbaweten sie das capellin zu Igelswis, so noch alda, das überig gelt legten

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sie dem hailigen alda an gülten, das wachs, öle und ander underhaltung damit zu bekomen. Diese walfart zu Igelswis het kein bestandt, sonder gieng in wenig jaren ab. Dargegen kam die walfart zu Ingelswis in gang, wie die noch im wesen. Damit aber

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bei denen nachkommen die gedechtnus, wie und welcher gestalt dieselbig kirch und das dorf Ingelswis[1] wider in ufgang gebracht, erhalten, so ist zu wissen, das vor vilen jaren Ingelswis ein mechtigs und guets dorf gewesen, darin


  1. Ingelswis] über Engelswies handelt: »Vrsprung Der vralten Wahlfahrt Engelswisz . . . beschriben durch Joannem Georgium Brendle. 1717. Hdschr. nr. 629 der fürstl. hofbibliothek in Donaueschingen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_441.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)