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wolt, wie gebreuchlichen, do fuer etwas ungehewr vor den laden hin, das griff im in mundt, zerret und krümpt im den, das hernach die übrig zeit seins lebens im sollichs nit wider vergangen, sonder für und für das zaichen antragen müeßen.

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So ist auch der zeit ain arme dienstmagdt zu Mösskirch gewesen, hat hin und wider gedienet, ist genannt worden Greta, am Markt. Die hat sich keiner mann oder jungen gesellen angenomen oder denen zu pank steen wellen, sonder hat die jungen döchter geliept, denen nachgangen und

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gekramet, auch alle geperden und maniern, als ob sie ain mannlichen affect het, gebraucht. Sie ist mehrmals für ain hermaphroditen oder androgynum geachtet worden, welches sich aber nit sein erfunden, dann sie ist von fürwitzigen muetwilligen besucht und als ain wahr, recht weib gesehen

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worden. Zu achten, sie seie under ainer verkerten, unnaturlichen constellation geporn worden, aber bei den gelerten und belesnen find man, dergleichen vil bei den Graecis und Remern begegnet, wiewol dasselb vilmehr den bösen sitten deren verderbten und mit sünden geplagten nationen, dann

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des himels Iauf oder dem gestirn, zuzumessen. Zu zeiten sein hievor und auch bei unsern zeiten weiber in manns- und dann man in weibsklaider wandlen, dienen und alle officia ußrichten befonden worden, als ich dann von dem alten herrn cammerrichter, graf Wilhelm Wernhern von

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Zimbern, mehrmals gehört, das er ain koch, wie er das kaiserlich camergericht versehen, bei sich gehapt, der die gestalt eins weibs im angesicht, des gangs und geperden, auch in der rede. Der hab in der bestallung clärlichen außgedingt, das er all nacht in aim bett allain ligen und nachts niemands

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bei sich haben oder gedulden wellen. Das ist im nun gehalten worden, und hat getrewlichen gedienet und wol gekochet. Zu bekreftigung des argkwons, das er ain weibsbildt gewesen, hat er treffenlichen wol spinnen künden, und so er desshalben angeredt, hat er gesprochen: »Ich mueß

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wol spinnen, dann wer wolt mir sonst gedüchs genug geben?« Derselbig koch ist auch in aim solchen verdacht, als er sein versprochen zeit außgedienet, hinweg kommen, das hierin kain weitere erkundigung beschehen. Got waist den grundt. So haben wir bei wenig jaren erfaren, das ain gemaine fraw

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sich in mannsklaider verklaidet, die jungen gesellen an sich gezogen, under andern des burgermaisters Hanns Conrat Hettingers son von Rotweil, der dozumal zu Freiburg im


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_433.jpg&oldid=- (Version vom 6.9.2019)