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verehrung. An solchen register hat oftermals das frawenzimmer vil müeh und arbeit gehapt, biß die erfertiget, und ist den münchen manichmal darob geflucht worden, dann [518] derzeit hat der convent zu Hirsow, wie man sagt, gar

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seiten flaisch gessen, sonder sich gar nahe und sperengclich mit grosem abbruch behelfen müesen. Es hat fraw Appolonia, die grefin von Hennenberg, herren Gotfridts Wernhers gemahl, sich oftermals understanden, irem herrn vatter, graf Hörman, zuzeschreiben, auch

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ime, das sie ohne sein vorwissen sich verheirat, den zorn abzubitten; so ist er doch ain solcher strenger mann gegen seinen künden allen, insonderhait aber gegen dieser dochter gewest, hat auch ein solchen ernst gebraucht, das er ir biß an sein end nie verzeihen wellen. Er hat kein sondern

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unwillen zu herr Gotfridt Wernhern desshalben getragen, dann er ine allwegen vorhin lieb gehapt. Er hat ime hievor etliche mal uf der ban zu Stutgart, als herr Gotfridt Wernher gerennt und gestochen, gedient, ist aber alles beschehen, ehe er sein dochter genommen. Man sagt, er hab ain

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solchen misfall ab diesem heirat gehapt, woverr sie im zu haus kommen, das er des vorhabens, sie in ain beschlossen closter zu verstoßen. Andere haben vermaint, er würde sie gar eingemauret haben. Er soll willens gewesen sein, sie aim herzogen von Zweibrücken zu vermeheln. Ich hab auch

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wol gehört, er hab sie aim grafen von Reiferschaidt geben wellen. Das mag nun wol sein, ich glaub aber genzlichen, es seie ime umb das heiratguet mehrtails zu thuon gewesen, welches er gern erspart. Und ob er gleichwol ain große parschaft zusamen gebracht, so ist doch nach seinem

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absterben die seinen sönen nit worden. Got waist, wo es hinkommen. Man sagt, er habs vergraben gehapt, dann an seinem letzsten ende im die red also gelegen, das er nit wie oder wo anzaigen künden. Wie unglücklichen es dann seinen sönen ergangen, mit denen auch das herlich,

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uralt geschlecht der graven von Hennenberg, der linia von der Saul, abgestorben, das haben wir zu unsern zeiten villfeltigclichen vernommen. Ich kan nit underlassen, ein historia von ime zu vermelden, darauß sein grim und ernstlichs gemüet gegen denen

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kindern, auch gegen denen, die das nit beschuldt, vermerkt wurt. Nachdem als sein gemahl, die marggrefin von Brandenburg, mit todt abgangen, hat sie im vier söne, auch


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_408.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)