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saugamma ist, wie man sagt, im schloß Mespelbron dermaßen under den reutern und dem andern haillosen volk umbher terminirt, wie dann gemainlich und vil unraths beschicht, wann herrn und frawen nachts schlaffen, das sie

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die bösen blatem erobert[1]. So baldt das die alt fraw und Philips Echter advisirt, haben sie die saugamma eilendts beurlaubt und damit den jungen herrn von größerm nachtail errettet. Der ist gleich darauf entwenet worden, wiewol er über ain viertail jars nit gesogen, ist er aber gleichwol

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gerathen. Aber wie er schier eins jhars alt worden, do ist ain bruch an ime, so man in latein herniam nempt, erschinen, derhalben dann die alt fraw von Werdenberg vil nachfrag gehapt, wie dem jungen zu helfen were, und ist letzstlich ein söllichs remedium erfunden worden. Man hat

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den jungen herren aines morgens in aller früe, ehe dann die son ufgangen, uf das kraut, [satyria genant][2], undem bloßen himel gesetzt, und hat er also sitzendt in ain löre airschalen, so uf ain grönen donderstag gelegt worden und die ain rain mentsch in der handt gehalten, das wasser

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fahen müesen. Dasselbig hat man an ain verborgens, heimlichs ort, damit kain thier, vogel oder insectum darüber kom, stellen und behalten müßen, biß das das wasser gar intruckne. Söllicher actus hat drei tag nach ainandern beschehen müesen. Durch ein söllichs breve oder

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observation ist dem jungen [487] herren domals und durch kein ander mittel sonst geholfen worden, inmaßen das er des orts alles sein lebenlang hernach kein mangel oder molestation nie empfunden, und ich waiß, das hernach mit diesem remedio ob den funfhundert kündern und alten

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mentschen, doch sover es über ain jhar nit angestanden, geholfen worden. Es ist gleichergestalt seinem eltern brueder, herr Johann Christoffen, auch ergangen, dann er in der jugendt auch ein sölliche sorgcliche herniam überkommen; ist im gleichwol nach seinem jüngern brueder

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begegnet, aber ime ist mit diesem breve auch geholfen worden, das es ain bestandt umb ine gehapt biß uf sein vierzigest jhar. Do hat es sich, villeucht hat die tomherrnordnung, dieta und wesen hierin auch gewürkt, umb in widerumb

erzaigt, gleichwol nit an dem vorigen ort, sonder neben


  1. erobert] hs. erobernt.
  2. satyria genant] ergänzt, s. unten 339, 39. Im 16 jhd. in allen Apotheken, was Mannlichkeit mehrt und fördert u.s.w. vorhanden.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_338.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)