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er dann uf die fest und sonnentag under seine pauren im dorf zum danz. So muesten dann die paurenknecht mit im danzen und in waidlich umbher drehen; das hett er für seine bösten delicias. Das solt ain große gehorsami bei

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seinen underthonnen haben gebracht. Er ist kein reuter gewesen, noch sonst auch kein weltmentsch, ist auch sein lebenlang niergends hinkommen. Darumb ist er uf ain zeit beredt worden, das ers gewagt, ain walfart zu unser Frawen geen Einsidlen zu thuon. Also, wie er sich doch zu

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Hasenweiler uf die rais erhept, do haben in seine bauren belaiten müeßen biß zu ende des eschs, auch hat im sein messner im dorf nachleuten müeßen, so lang er ine hat uf dem thurn sehen künden. An der widerfart von Ainsidlen do hat der botten vor anher geschickt. Als er schier zum dorf

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kommen, hat in der mesner wider einher leuten müeßen; auch sein ime seine pauren entgegen zogen in esch hinauß und haben iren junker von ainer solchen ferren und sorgclichen rais[1] empfangen und biß ins schloß wider belaitet. Er hett uf ein zeit seinen pfarrer an s. Niclaus tag hören

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predigen die legendt desselbigen hailigen und wie er drei schöner, erwachsnen döchtern erledigt und verhüet, das sie nit zu schanden oder sünden kemen, sonder das sie in ehlichen stat kommen. Darab hett er auch sollichs wolgefallen, das er sich entlichen entschloß, er wellt[2] auch ainmal

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s. Niclaus sein und in seinem dorf under den paurendöchtern umbher terminirn und sein liberalitett erzaigen. Damit er sich nun zuvor uf der ban beritte und sich versuchte, wie es im wellte ansteen, do legt er an sant Niclaus abendt ain alb an und ain dalmatik darüber; so hett er im vorhin ain

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gemalten bischofhuet und ain stab hierzu machen lassen. In solchem must im der messner beholfen sein und sein rüttmaister sein. War der mainung, er wellte uf der kirchen sich probieren; do hett es underm dach ain weite, große lauben, war ain kornschütte, die mogten die pauren im dorf

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brauchen und ire früchten dahin schitten und behalten. Nun hetten aber die pauren desselbigen aubents etliche seck mit korn in die kirchen gepracht, die wolten sie uf die schüten hinauf gezogen haben; als sie aber vernamen, [483] das iren junker was gefert wolt selbigs aubends uf der lauben

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anrichten, do ließen sie die früchten in secken hieniden in


  1. rais] hs. sorg, ein schreibfehler.
  2. er wellt] hs. ewellt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_331.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)