Seite:De Zimmerische Chronik 2 299.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

lacht, und vermainte der Gabriel, er het sich gleichwol an ime gerochen.

Dozumal ist bemelter Gabriel auch zu zeiten zu herrn Gottfriden Wernhern hinüber geen Wildenstain geritten und

5

also etlich tag bei im bliben. Begab sich uf ain zeit, das er mit den reutern hinauß geen Lübertingen ins dorf spazieren gieng. Wie sie nun frölich waren, kamen und geselleten sich zwo gueter dirnen zu inen, die ain die hieß der Keffer, die ander der Hujus. Also wie der welt brauch,

10

so wardt auch dem gueten Gabriel der Keffer zugetailt. Er zog mit ir spazieren und wellt nun, wie er ainig war, auch ain mal guet gesell sein. So wolt im aber solchs nit von statten geen, er nettiget sich gleich, wie vil und so hoch er welt und das er alle vortail gebraucht, so wolt es doch nit

15

gerathen. Dess bewegt und erzürnt in so hoch, das er den penitenzer uf ainen block legt und den in ainer ungedult mit feunsten schlecht. Dess mögte die guet dirn wol lachen. Also ungeschafft name der Gabriel utrumque ein spottlichen, ahnischen abzug, war fro, das er darvon war. Wie er aber

20

wider geen Wildenstain kumpt, geschwült er von diesen[1] schlegen und würt so krank, das im ain barbierer, war domals stettigs bei herr Gottfridt Wernhern, genannt Jacob Maienbrun, mit großer müeh und beschwerlichen mit dem leben darvon helfen kunt. Aber der dirnen vatter, hieß

25

auch der Kefer, war ain gueter vogeler, und so ain groß capitel zu Mösskirch, hetten die pfaffen allweg guet [vögel][2] bei im bestellt; damit konte er sie nach notturft versehen. Uf ain zeit, als in wenig tagen wider ain groß capitel sein sollte, grief in unser Hergott so urplützlingen an, das er

30

tödenlich krank ward, als er auch des legers starb. Wie nun herr Johanns Spindler, caplon, zu im kompt und zu der peucht ermanen, mit vermelden, das er nun hinfüro seine sachen zu Gott schicken und sich mit kainem andern gescheft weiter beladen, sprücht er ernstlich: »Ach herr,

35

ich kan noch nit sterben, ich hab dem cammerer und capitelherren zu Mösskirch noch in achtagen ein anzal vogel verhaißen, die mueß ich inen zuvor bekommen und liffern.» Der caplon sprach: »Unser Herrgott kert sich nit an deine vogel, noch an uns Mösskircher pfaffen.« Hierauf sprücht


  1. diesen] hs. diefen.
  2. vögel] ist vom abschreiber ohne zweifel ausgelassen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_299.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)