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ganz lecherliche sach. Es het der loblich kaiser Maximilian ain freiherren von Guttenstain außer Behem zu hof, der war ain hofman, mit feinen[1] klaidern, guldin kettinen, pferdten und anderm apparat staffirt, inmaßen das er das vilen

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andern merers und niders stands zu hof weit vorthette, zue dem man ime sollichs nit sagen oder anmanen dörfte, sonder wuste sich auch darnach zu halten. Nun war graf Michel von Werthaim[2] auch alda, das war ain seltzam, abenteurlich man, wie er dann in deutschen landen weit erkannt

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gewesen. Der behalf sich seines alters und uralten herkomens, pflag ganz schlecht und unachtbar klaidt zu geen. Gemainlich het er nun ain gaißbelz an oder sonst ain klaidt, das er vil ehe für ein wächter oder offenheizer het megen angesehen werden, dann für ain grafen, gleichergestalt grafe

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Christof von Werdenberg, herr Sigmundt von Falkenstain und andere auch im brauch gehapt. * [1400] Wie diser graf Michel von Werthaim mit seinem gaißbelz, also auch ward graf Christof von Werdenberg mit seinem alten kittel. Als der groß reichstag zu Augspurg

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ward, anno 1530, do ließ er sein alten zwilchin kittel widerumb schwerzen und zurichten, gieng in demselbigen für kaiser Carln, wiewol sein leiblicher brueder, graf Felix, auch sein dochterman, graf Friderrich von Fürstenberg, im das getrewlich und höchlich widerriethen und darfür batten.

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Aber er ließ im sein manier eben als wenig, als der alt graf Michel, abziehen. Man sagt, wie er geen hof in die pfalz kommen und voranhergangen, hab in der huissier nit einlassen wellen, sonder die thür vor im zugeschlagen, dann er ine nit gekennt, auch nit gewisst, wer er seie; iedoch

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wie derselbig gesehen, das im graf Felix und andere wolbekannte graven nachgangen, hat er doch ine eingelassen, und es soll sich kaiser Carl ab ime und seiner überalten deutschen manier höchlichen verwundert haben[3]. * Begab sich, daz in der werdenbergischen oder

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truchseßischen verhöre baid herren, grafe Michel von Werthaim und dann der herr von Guettenstain sich beflißen, wol davornen zu steen. Grave Michel hett an sein ehrenklaidt, das war ain beschabener belz von gaiße, der von Guettenstain


  1. feinen] hs. seinen.
  2. Werthaim] über ihn s. Aschbach, Geschichte der Grafen von Wertheim s. 278 ff.
  3. haben] über ihn s. Vanotti Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg s. 465.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_257.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)