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nichts destoweniger do raiset der graf uf dem Bodensehe herab und fur biß gen Costanz zu dem Aichhorn[1], ist ain ser schens und lustigs weldlin und gehert dem closter Pettershausen, von sant Gebharten, aim graven von Bregenz,

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gestift. Wie sie nur an dasselbig ort kamen, das sonst ain lustigs und schens wesen sommers zeiten, do ward der grefin im schiff[2] wehe zum kindt, und wiewol man sie in der eile daselbst ussetzen und der gepür nach handlen wollt, iedoch nach dem willen Gottes do gepar sie ain

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schönen son im schiff[2]. Derselbig jung graf ist hernach erwachsen und ain alter man worden, und dieweil er allernechst bei dem closter Pettershausen und uf desselbigen gerechtigkaiten und herlikaiten geporen, do het er die überigen tag seines lebens vil anmutung und sonders willens

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zu Pettershausen. In seinem alter ward er krank, wie dann alles lebendigs letstlichs zum end laufen muß. Wie er nun befand, das sich seine [1304] sachen in ain andere welt schicken wöllten, das er vermaint, er würd natürlich nit lang mer leben künden, do übergab er seine ligende und

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varende güeter (darauß zu versten, das er keine lehenserben, oder villeucht nit verheurat gewest) seinen nechsten fründen und blutsverwandten, und schick[3] hernach etlich seiner vertrawtesten und liebsten diener nach dem apt Dietrichen von Pettershausen, und wie der zu ime kam, do

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zaicht er ime an sein alter und unvermögen leips, auch abgang seiner gesundthait, darumb er auch willens were, die welt und allen iren anhang zu verlassen und Gott hinfüro allain zu dienen, erbat hierauf von ime den orden. Demnach ließ er sich also krank ins apt Dietrichs stift tragen

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(zu achten, die nechsten verwanten haben ime gern und mit willen, wie dann in sollichen fälen der welt geprauch ist, erlaubt) und fur darvon den sehe abhin nach Pettershausen, der mainung, sein überig zeit daselbst zu verschleißen. Wie sie nun den Bodensehe herab komen zum

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Aichhorn[4], da der graf ainest vor vil jaren war geborn worden, do het der allmechtig ain benüegen an seiner krankhait, das er gleich daselbst im schiff verschiede, und wie er kürzlich vor seinem dodt begert, das er in seinem Bene-


  1. Aichhorn] s. Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz s. 347.
  2. a b schiff] hs. stift.
  3. schick] mit abgefallenem t statt schickt, wie unten hilf, herberg, deuch etc.
  4. Aichhorn] hs. Ainhorn.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_239.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)