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herrschaft Hochenberg, herr Gottfridt freiherr zu Zimbern, der kam zu Seedorf hinüber geen Horb, der merthail von dem umbgesessnen adel erschine alda, vil Rotenburger kamen dahin, und ward dieselbig fasnacht mit allen frewden

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verzert. Wie man noch findt ufgeschriben, so haben ob den 600 personen von disem hirß gessen, dann die von Horb tailten das wiltprett auß in der statt in alle gassen; sonderlichen ist ufgezaichnet worden, das von dieses hierß wegen die fassnacht ob den 500 pfunt seien verzert worden,

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macht zu guldin gerait 320 gl. Das ist domals für ain groß banket geachtet worden. Zu unsern zeiten wurd ain solliche fassnacht, die nit mer gesteen sollte, für ain karkhait oder schmarotzerei geachtet. Also steigt der pracht und das verthon von tags ihe lenger ie mer, dardurch alle stendt

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abnemen und letzstlichen zu entlichem verderben müeßen gerathen. Darvon würt vil gesagt und geschriben, niemandts will sich aber darab bössern oder absteen. So will auch kainer der böst oder weniger geachtet sein, dann der ander. Was darauß volget, das sicht man alle tag, das der ain

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da, dort ain ander ufsteht und bankarotta macht. Also will die welt betrogen sein, und will doch niemandts die welt sein. * * [1489] Und bei dem ungewonlichen großen hirß mit dem seltzamen gehürn do fellt mir ein die historia mit aim

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hirß, der bei ainhundert jaren ongefärlich, oder mer, bei oder im Zürichgepiet ist gefangen worden. Wie in nur die Züricher haben wellen zerwürken, do hat es im hals ain solche difficultet gewonnen, das die jeger nichts schaffen könnden. Zuletst sein sie im hals uf ain solchs gewechs

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kommen, das kain messer oder schneider nit wellen verfahen; hat man befunden, das ain mitel verhanden. Wie man nur weiter desshalben gesucht, ist ain guldiner, braitgeschlagner ring aller in der haut und dem flaisch verwachsen gewest. Da man den heraußgeschnitten,

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usgesotten und geseubert, do hat man nachfolgende deutsche reimen darin ingegraben gelesen, des inhalts:

»Jäger, lieber, laß mich leben!
Diß halsband hat mir kaiser Karle[1] geben.

  1. kaiser Karle geben] Liebrecht macht Germania XIV, 393 ff., darauf aufmerksam, daß dieselbe sage auch auf Magdeburg bezogen wird; s. Grimm, Deutsche Sagen, nr. 440; vgl. Wolf, Niederländische Sagen, zu nr. 50. Kayser, Historischer Schauplatz Der Alten berühmten Stadt Heydelberg (1733) s. 226, erzählt einen ähnlichen fall mit einem hechte, der am 6. Nov. 1497 gefangen worden ist und auf einem ringe in griechischer sprache die inschrift getragen haben soll: »Ich bin derjenige Fisch, so am ersten unter allen in diesen See (bei Kaiserslautern) gethan worden durch die Hände des Kaysers Friedrichs des Zweyten, den 5. Oct. 1230.«. WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Fußnote Baracks wurde auf dieser Seite vervollständigt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_131.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)