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nit, sölle im der nam Herman bleiben. Denselbigen namen hat er sein lebenlang behalten, dann es ain gueter, frommer, einfeltiger mann gewesen, der billicher Herman, welches ain schaff ist, dann Wolf hat sollen gehaißen werden, und der

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sovil küntlicher handlungen begangen, darvon ain sonder tractat megte beschriben werden. Aber herr Gottfridt von Zimbern, nachdem er wider von Seedorf geen Mösskirch mit seiner haushaltung gezogen und ine die priester oder caplöne im gestift daselbs, oder

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auch andere pfarrer in baiden herrschaften in abwesen herrn Johannsen Wernhers überlaufen und mit ainandern permutieren wellen, oder unnettige [384] bösserungen begerten, hat er darab ain große beschwerdt und missfallens gehabt, auch sie zu zeiten in irem fürnemen übel gescholten. Uf ain

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zeit ist ain caplon zu im komen, der hat mit ainem andern die pfrundt permutiern oder verwechseln wellen; ist er gar übl zufriden gewesen und hat sich so zornig geredt, das er in ainer gehe ein hülzin abbrechen zu handen genomen, mit derselbigen hat er den pfaffen überloffen und hat in

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damit erstechen wellen. Und wiewol solchs den dienern und allen umbstenden ganz lecherlich gewesen, so ist im doch der pfaff ußer den augen gefüert worden. Hernach uf ain österliche zeit ist er in der karwochen zu S. Martin zu Mösskirch zu dem hailigen sacrament gangen;

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als er aber in der alten kirchen zu Sant Martin vorm chor in aim stuel bei dem nebenthürlin gestanden und seine baide jungen vettern, herr Gottfridt Wernher und herr Wilhelm Wernher, die ungeschicht domals zu landt kommen waren, bei sich gehabt und gebettet, und sich aber under anderm

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begeben, das zu dem nechsten nebenthürlin etlich burger, schuler und andere hinein und für in über gangen, hat er das zu ainer sondern müeh ufgenomen; derhalben, wann derselbigen ainer hinein gangen, hat er ußer ainer ungedult mit ainem kleinen stecklin dieselben über das haupt

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geschlagen, sprechende: «Das dich botz mag schende in der muetter ader!» (also hat er geschworen.) So dann dieselben, denen gleichwol nit sonders wehe beschehen, den alten herrn gesehen, den dann menigclich geliebt und gefürcht, sein sie erschrocken, stillschwigendt darvon dichen, darab die zwen

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jungen herren zu ainem sollichen pfuttern und gelechter sein bewegt worden, das sie, unangesehen des hailigen grönen

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_128.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)