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alte, betagte fraw zu Zirrich mit todt abgangen, anno domini 154 . .[1] Nach irem absterben haben sich die von Zirrich irer verlassnen tochter angenomen, sie bevögtet und die ausstendigen leibgeding erfordert. Also hat graf Gottfrid

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Wernher seins thails die güetlichait vor denen von Zirrich bewilligt. Die haben nach verhöre baider thail anwäldt und gesandten ain hundert sonnencronnen umb alle ausstendige leibgeding und vorderungen gesprochen und damit die partheien aller ding vertragen; ist beschehen zu Zirrich anno

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domini 154 . . Neben dem haben gleichwol die von Zirrich von wegen der Anna von Mandach, irer burgerin, graf Johann Wernhern von Zimbern umb die ausstendigen leibgeding auch angefordert. Ehe und zuvor aber er inen mit antwurt begegnet, dann er sich entschlossen gehabt, in recht

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sich einzulassen, ist er anno domini 154[8] umb liechtmess mit todt vergangen, derhalben die von Zirrich bei graff Johann Wörnhers erben umb antwurt angesucht. Dieselbigen aber haben in kain güete bewilligen, oder vor denen von Zirrich rechten wellen, sonder rechts und aller pillichait vor

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ir gepürlichen und ordenlichen obrigkait sich erpotten, darauf die anforderung ersessen. Es hat aber die obgemelt abtissin unloblichen gehandelt, das sie diz alt, künigclich gestift, so bei kaiser Ludwigs des ersten zeiten gestift und erbawen, von merthails römischen kaisern und künigen

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begabt und erhalten worden, also verlassen und das umb ain leibgeding der statt Zirrich übergeben und eingeraumpt hat, verwissenlich aber in dem, das sie wider irer brüeder wissen und willen zu aim, der ir am herkomen und der gepurt nit gemeß, noch gleich, sich vermehelt. Aber wie die alten

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gesprochen, das die weiber lange klaider tragen, dargegen aber kurze sinn haben, beschaint sich in diser handlung wol. * [1388] Umb die zeit 1420 ungefärlich was in leben ain edelman von Reischach, genannt Conz Knoblach, saße zu Gaienhofen in der Höre und war ainer gueten narung.

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Der het ain son, war ain adenlicher und theurer ritter, hieß herr Michel von Reischach; der war ains künigs von Neapolis leiblicher son, darumb er dann sein brief und sigel hett. Gott waist, durch was seltzam misterium das zugangen, gleichwol es zu zeiten seltzamlich an den großen höfen zu-


  1. 154 . . ] Wyss a. a. o. s. 112 meint, sie sei vor ihrem manne, im jahre 1529, oder anfangs 1530, gestorben.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_109.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)