Seite:De Zimmerische Chronik 2 075.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seit zufriden, ich welt das schloß nit theurer verkauft haben.» Hierauf der pfaff: «Ach, gnediger herr, das höre ich von herzen gern, dann ich nur besorgt, wir hettens zu vil wolfail geben.» Und wiewol graf Ludwigen nit geheur bei der

5

sach, so muest er doch des pfaffen geschwinde antwurt lachen. Es warde hernacch vil in den sachen gehandlt; wolt aber graf Ludwig zu dem seinen kommen und die grafschaft wider haben, so muest er die dem herzogthum zu lehen machen und von dem herzogen wider empfahen,

10

unangesehen das hernach von kaiser Maximiliano die acht wider die Pfalz und dero consorten ufgehept, der graf und andere am cammergericht restituirt wurden. Es ist aber sollichs von den nachvolgenden graven von Leonstain übersehen worden, haben für und für die grafschaft von

15

Würtemberg zu lehen empfangen, biß in wenig jaren, als sie die restitution an der cammer erfaren, haben sie sich gespert, das lehen zu empfahen. Hierauf herzog Christof nach etlichen ermanungen das stettlin Leonstain sampt aller zugehördt mit gewalt ingenomen und auch etlich zeit

20

inbehalten. Es vermainten vil, es wurde die grafschaft am fürstenthum kleben bleiben, wie hie vor zeiten mit andern auch beschehen; aber nach vil underhandlung etlicher von der freuntschaft do trat der herzog wider ab, und wardt die grafschaft den grafen gelihen.

25

Ich kan des orts nit umbgeen, das sich ain alter kriegsman, hieß Seifridt von Bietenhaim, berüempt, er sei auch mit den ersten, als Leonstain das schloß ingenomen worden, mit hinein kommen, aber es sei im so guet nit worden, das er hab ein gemach einnemen künden, sonder er hab

30

ain alte, wolbeschlagne druchen in aim gewelb gefunden, das er schon verhofft, was guete beut darvon zu pringen. Aber wie er dieselbig nach langem und darzu mit großer nott mit ainer axt [1349] ufgebrochen, hab er darin anders nichs, dann ain landtsknechtischen spieß funden. So wolt

35

menigclichen vor lachen zerprochen sein, und verstanden die rede dahin, als ob der spieß nit der lenge nach in der truchen gelegen, sonder aller geschiftet wer gewesen. Also sagt er auch uf ain zeit von etlichen älen, die er zu Preuscheck, allernechst bei Straßburg, in ainer vischgruben

40

gefangen, die weren so groß gewest, als dick seine schenkel ob dem knüe. Das war noch alles mit ainer zimlichen gotzforcht gewaidspruchet. Aber graf Hanns von Nasow zu

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_075.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)