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derhalben ain großen sprung gethonn, het er unverdacht gesprochen: »Petter, das ist ain sprung von aim kalb!« und mit dem wort were der Strölin im storkennest gelegen, darauß er auch kainswegs kommen oder auch reden künden

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biß an dritten tag; do het er im an seiner widerhaimfart außer dem storkennest darvon geholfen und darvon gebracht. Und wiewol das mit fraw Venus berg für ain fabel und erdicht ding geachtet wurt, so ist doch nichts gewissers, dann das bei unsern vordern vil dieselbig abenteuren versucht,

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in dem berg gewesen, auch ains thails die schwarzen kunst darin gelernet, sich vahrende schuoler [1] genempt und von wunderbarlichen, ungleublichen sachen reden haben künden; es sein auch deren ainsthails darin bliben. * [1557] Es sein auch nit allain schlechte leut mit disem

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Venusberg umbgangen, sonder auch fürsten und andere, die in hohem ansehen gewest. Dess findt man ain exempel im Änea Silvio, in seinen sendbriefen [2], im ersten buch, das er seinem bruder schreibt und begert, das er aim Deutschen, den er zu ime schickt, bericht geb, wo der Venusberg [3] in

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Italia und wie es ain gestalt darum hab. Zaigt darbei an, das ain fürnemer und reicher man, ein medicus bei dem herzogen von Sachsen, solchs zu wissen begere; begert darneben, das er dem werber anlaitung geb an ein gelerten man der kaiserlichen rechten, genant Savinus, der hab im

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hievor aller hand gelegenhait darvon anzaicht. Und wie man sagt, so ist dozumal der herzog von Sachsen selbs mit diser hantirung umbgangen, der durch den Silvium den bericht hat begert zu überkommen. Dise gotlose, abgeterische kunst ist zu derselben zeit heftig im schwank gangen, also

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das die remische kaiser ainstails und ander potentaten und fürsten sich dero angenommen. * Als der groß reichstag zu Costanz geweret, hat obbemelter Petter Schneider vil junger hüner ufkauft, die in etlich kerb gethon und geen Costanz uf ainem karren fieren

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lassen. Denselbigen karen hat er bei seinem eltesten son für Stockach und Bodman vorgeschickt, und ist er uf Überlingen zugeraist. Hat sich aber ohne geferdt gefüegt, das


  1. vahrende schuoler] über diese s. z. b. Pfeiffers Germania IV, 84 und anmerk. 84; Bader, Badenia II (1862), 401 ff,; O. Dolch, Geschichte des Deutschen Studententhums s. 97 ff.
  2. sendbriefen] in epistola XLVI.
  3. Venusberg] vgl. Grässe, Der Tannhäuser und Ewige Jude s. 9 ff.; Simrock, Quellen des Shakspeare (2. aufl.) II, 162.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_031.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)