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ließ und zuthet Graf Jörg kam an die chammer, klopfet und hett ain wild geschrai, wolt jamer erstellen. Man ließ in doch ein und hört in; es wolts aber niemandts gethon haben oder schuldig sein, sonder wen er fragt, der sprach:

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»Lieber, zeich hin! bistu voll, so leg dich schlaffen! wiltu balgen, so suech ain andern! laß uns zufriden! Du nimpst dich krankhait an, aber es hat ain andere mainung.» Mit disen und andern spaiworten fertigeten sie den gueten graf Jörgen ab, das er von seim zorn lassen und abschaiden

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mueste. Wie er nun wonte, er welt die magt wider in seim bett finden, do war sie verstoben und ußer herr Johannsen [1270] Wernhers gescheft und anrichten von den stalknechten ufgefangen worden. Die hielten den rest. Der guet graf Jörg muest dieselbig nacht pacienz halten und verdrucken.

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Er markt wol, wie es zugienge; aber es ward im alles so artlich verschlagen, das er mit glimpf nit wol weiter oder mehr zürnen kunt. Gleichwol in ainer kürze hernach, als etlich frembd fürsten und fürstinen mit aim großen frawenzimmer zu Haidelberg ankommen, denen dann der alt

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pfalzgraf ain sonder lust mit aim jagen machen wolt, do braucht sich graf Jörg von Bitsch und richt die sach dahin, das vor allem frawenzimber herr Johanns Wernher in ainem großen wiltgarn sich und sein pferdt beschlug und zu haufen fiel, das ine das frawenzimer zum thail mueßte ußer dem garn

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schneiden, dess er sich dann übel schampte; und damit wonte er sich genugsam haben gerochen. Dergleichen handlungen haben sie am hof mehr gehabt. * * [1270] Graf Jörg ist hernach für sich selbs gewest, keinem herrn mehr gedienet, allain so kaiser Carl ain erlichen

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zug vorhanden, ist er uf sein rappen mitgezogen one ainiche besoldung. Deren züg er vil gethon. So hat er auch kain eheweib nit genommen, auch kain leibserben verlassen. Sein vetter, graf Jacob von Bitsch, hat die landtschaft mit seinem willen eingenomen und im darvon ain leibding geben.

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Zuletzst sein ime der leibs anligen sovil zugestanden, das er sich aller welt abgethon und in die Carthaus bei Freiburg kommen, gleichwol den orden nit angenomen. Etlich jhar ist er darin gewesen und gestorben anno domini [1559][1]. Der allmechtig verleihe ime ein fröliche uferstehung! *


  1. [1559] s. Lehmann, Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg II, 335.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 618. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_618.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)