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der dörfer Rordorf, Lübertingen und Guetenstain, die fraw Margrethen umb ir heiratguet und anders verschriben. Was nun herr Wilhalm von Rapolstain hierauf gehandelt und außgericht, find ich niergendts. *

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* [1283] Vor jaren sein große hofgericht zu Rottweil gewesen, also das vil adels dohin kommen, welches alles zu unsern zeiten, als die hovegerichtsordnungen sein eröffnet worden, mit botten wurt außgericht. Man hat auch große und herrliche fassnachten alda gehalten, insonderhait anno

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15 . . . , do ist sovil adels und fürnemer leut do gewest, das man gerent und gestochen. Derzeit hat fraw Margreth grefin von Öttingen, des alten herren Johannsen Wernhers freiherren zu Zimbern nachgelassene witib, zu Rotweil gewonet. Die hat nun ain alten diener, war bei irem herren selligen, hieß

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Hanns von Praunen, war ain abenteuriger, schimpfiger man. Der nam von der frawen erlaubtnus, ein schimpfbossen anzurichten. Also da im sollichs erlaupt, do pott er eim alten reuterlin, hieß Hanns Sättelin, war in spital genomen, zu stechen auß, war auch sein alter gesell gewesen und ward

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sonst für ain guets, froms, dorechts mendle gehalten. Darumb sprachen sie baide den burgermaister an, das inen uf ain gnannten tag erlaupt wurde, öffenlich am Mark zu stechen und kurzweil zu treiben. Das ließ inen der burgermaister zu, insonderhait als er von Hannsen von Praunen

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ad partem bericht empfieng, wie solichs stechen ain gestalt wurd haben. Hierauf schieden sie baide vom burgermaister, der inen harnasch, ross und was weiters von netten, von gemainer statt zu leihen erbotte. Derhalben was Sättelin ganz gescheftig, ließ im den stechzeug zurüsten und was

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er dann vermainte von nötten sein. Hanns von Praunen aber der ließ hiezwischen ain duchin man machen, der ward im leib mit etlichen plattern voller schwaiß ußgefüllt; sollichs ward allerdings ganz maisterlich gemacht. Als nun der bestimpt tag vorhanden, do kamen die baid sticher uf

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die ban; ieder hett seine trabanten. Hanns von Praunen het sich verbutzet, der füert sein stroen man und war alles dermaßen so artlich, das menigclichen darfür hett, der Hanns von Praunen seße uf dem ross. Wie nun die trommeter anfiengen zu plasen und das erst rennen beschach, do felten

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baid sticher ainandern; im andern aber do traf Sättelin wol und zerstieß etliche plattern, das der schweiß allenthalben neben dem stechzeug ußher rann. Do schrie iederman:

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 611. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_611.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)