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man, menigclich, wo er künde, mit bösen, verbottnen und frembden münzen biß anhero hab verfiert und betrogen, und hinfüro soll er desshalben ufrecht handlen; und damit hat in der diener mit landtleufiger minz zu guetem beniegen

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bezallt. Ein andermal ist herr Ludwig von Liechtenberg allain und abermals unerkannt überlandt geritten; er ist in ain herberg kommen, do gar vill doller, voller pauren gewesen, die ain groß geschrai gehabt. Als er nun nit gewist, wie

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er diser paurn mit glimpf künde oder soll abkomen, do hat er ain sort in seiner kunst gemacht und darauf ainen under denen pauren allen in iren gegenwertigkait angesprochen, er solle im ain reuterdienst beweisen und die stiffel abziehen. Das hat sich der paur güetlich bewilligt. Indes wie er im

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den ersten stiffel abziehen wellen, do hat der paur nit allain den stiffel, sonder auch den ganzen schenkel darmit außer dem leib gezogen; also hat alle umbstender gedeucht, es ist aber alles nur ain blendung gewesen. Die pauren und menigclich, der zugegen gewesen, sein übel erschrocken, der

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theter ist eilends darvon in ain freihait geflohen. Herr Ludwig hat dergleichen gethon, als ob er sterben müeße; also haben sich die pauren, ihe ainer nach dem andern, iedoch geschwindt, ußer dem würtshaus gethon, damit sie nit auch, so der verletzt man sterbe, in dem todschlag oder entleibung

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begriffen sein megen geachtet werden. Also ist der guet herr diser vollen pauren geschwindt abkommen, das er die selbig nacht guete ruw hat gehabt. Sein spiritum familiarem, den er in ainer laden gehapt[1], hat er bei seinem leben eim pfaffen zugestellt, und ich glaub, der spiritus sei dem

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fürtreffenlichen mathematico Liechtenberger[2], so uf etliche jhar praticiert hat, worden, welcher dann ain lediger von Liechtenberg gewesen. Nach desselbigen pfaffen absterben hat in herr Wilhalm von Rappolstain überkommen. Der hat vil wunders darmit getriben, und so in was von seinem

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frawenzimmer gewundert, so hat er disen spiritum darumb befraget,


  1. gehabt] zu dieser stelle verweist Liebrecht, Germania XIV, 392, auf Gervasius von Tilbury, Otia Imperialia, s. 64, anmerk., und Thomas Murner, Ulenspiegel, herausgeg. von Lappenberg, cap. 65.
  2. Liechtenberger] d. i. Johann Liechtenberger; über ihn s. Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon; Poggendorff, Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften I, 1432; Friedrich, Astrologie und Reformation s. 44—57; Hutten, Opera ed. Böcking, supplem. II, 406.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 474. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_474.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)