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sie vom spill glassen und von den jungkfrawen, auch andern, die auf sie gewartet, auf ain bet tragen worden; und eilendts hat man aus irem bevelch gen Zürich, so nit über ain deutsche meil davon gelegen, nach aim medico geschickt.

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Dergleichen hat sie irem son, herr Johansen Wernher, und seinem gemahl eilents geschriben vermög einer missif des inhalts: »Mein müetterlich trew und was ich guts vermag, herzlieber son und herzliebe dochter! Wissent, das mich ain würmle außer ainem trauben an ainem finger

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verunrainet, und das sich dasselb geiblet hat, das ich ganz betligrig und aller dingen fast krank bin und schwecher, dann ich euch schreiben und erbieten kan. Darumb, herzliebe kündt, so wellen nit lassen, ir wellen mir gewisse pottschaft thuon und mich bei derselben wissen lassen, wie meine

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herzliebe kündt, die jungen, leben, dann mich herzlich übel zu euch und nach inen verlanget. Doch erschreckent nit zu übel, und vor allen dingen so lassen mich von der jungen künder wegen wissen. Geben zu Baden an montag unser lieben Frawen abent nativitatis anno 1478.« Ich kan nit

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underlassen, die ander missif auch zu inserieren, des inhalts: «Herzlieber son! Wiss, das sich mein sach also üblet, das ich nit mer trosts hab, dann mich Gott dem allmechtigen zu bevelchen; in dessen gewalt bin ich iezo gefangen, der mag nach seinem göttlichen willen mit mir würken; den ich

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hab mich mit allen sacramenten christenlich versehen lassen, ilendts auf dise nacht, das ich nit wais, wie sich meine sachen biß morgen werden schicken. Darumb so laß dich alle deine gescheft nit irren, sonder schick mir von stund an meinen ablaßbrief, wie es gang, das ich ine bei mir hab.

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Versihe mir das zum bösten und erzaig mir bei meinem leben und nach meinem abgang küntliche trew. Herzlieber son, der ablaßbrief ligt oben in der almareien, da die schlüssel an dem ledlin sein. Geben an unser lieben Frawen tag nativitatis anno 1478.» Aber ehe dise brief geen

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Mösskirch kommen, ist sie verschaiden gewest[1]. [A176a] Wie nun[2] der medicus von Zürich kommen, hat die sucht dermaßen zugenommen, das sie wol befunden, [228] durch schörpfe des gifts sie dem todt nit empfliehen möge, derhalben nach ainem priester geschickt und nach christenlicher ordnung


  1. Mein] bis gewest [z. 35] fehlt in A.
  2. Wie nun] von hier bis ende des capitels folgen in A viele correcturen und zusätze.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_447.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)